Zuckerzange
Zuckerzange
Im 19. Jahrhundert wurde Zucker noch sehr aufwändig in vielen Arbeitsschritten von Hand raffiniert. Erzeugt in kegelförmigen Keramikgefäßen, konnte der in Form gebrachte, nach dem Trocknen steinharte Zuckerhut – denn das war die gebräuchlichste Handelsform – durchaus mit einer Größe von 150 cm angeboten werden.
So unhandlich war der teure Süßstoff natürlich nicht zu verwenden. In wohlhabenden Haushalten verfügte man daher über sogenannte Zuckerkisten, in denen sich der Zuckerstock mit Hilfe verschiedener Werkzeuge zerkleinern ließ bzw. man kleinere Stücke aus diesem herauslösen konnte: Zuckerhammer, Zuckerbrecher, Zuckerzange oder Zuckerschaber. Die Zuckerzange ist eine eiserne, rundliche Zange mit runden, scharfen Enden, die mit einer Feder zwischen den beiden Griffen ausgestattet sein kann, die sie auseinanderdrückt, und einer Spange zum Zusammenhalten der Griffe unter der Spannung der Feder. Mit der Zange wird der Zucker vom Zuckerhut gebrochen, damit dieser nicht bröselt. In der Zuckerkiste befindet sich zudem ein Messer, zwischen dessen zwei Klingen das Zuckerstück eingeklemmt werden kann. Wird nun der Hebel, der an der oberen Klinge befestigt ist, nach unten gedrückt, bricht der harte Zucker. Die gebrochenen Stücke werden in der hölzernen Zuckerkiste, in dem der Zuckerbrecher befestigt ist, gleich aufgefangen. Anschließend erfolgt ein weiteres Zerkleinern in Mörsern oder in einer Zuckermühle. Zum Portionieren des Zuckers waren also Kraft und Geschick nötig, nicht immer blieben Hausfrau oder Bedienstete verletzungsfrei.
Abhilfe schaffte erst die Erfindung des Würfelzuckers – angeblich aufgrund einer Verletzung seiner Frau beim Bearbeiten eines Zuckerhutes mit dem Zuckerbrecher von Jacob Christoph Rad entwickelt und 1843 zum Patent angemeldet.
Zuckerzangen und Zuckermesser befinden sich in der Sammlung des Freilichtmuseums in der Sachgruppe „Hauswirtschaft“, zu sehen ist ein einfaches Modell, das nicht auf einem Brett montiert ist, in der Austragküche des Knotzingerhauses FL 14.