Wandschoner

Die Aufforderung, „Ehret die Frau, die kocht und näht und fröhlich schafft von früh bis spät“ findet sich kunstvoll gestickt auf einem Wandschoner. Eines der zahlreichen textilen Objekte, die viel zur Sozialgeschichte der Frau aussagen.

Handarbeitstechniken wie Stricken, Häkeln, Nähen, Sticken und Flicken zu beherrschen, wurde in allen gesellschaftlichen Schichten als selbstverständlich angesehen. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Gehörte die Handarbeit für Mädchen und junge Frauen im wohlhabenderen, bürgerlichen Haushalt zur standesgemäßen, angemessenen Beschäftigung und war so Ausdruck der zugedachten weiblichen Rolle, hatte sie für Arbeiterfamilien und die bäuerliche Gesellschaft eine ganz andere Dimension. Die systematische Vermittlung von „weiblichen“ Fertigkeiten im Schulunterricht sollte zu Sparsamkeit, Sauberkeit und Ordnung im Haushalt sowie Gottesfurcht erziehen und zudem für einen möglichen Broterwerb sorgen. Nach genauen Vorgaben und Standards wurden Mustertücher angelegt, für Kreativität blieb wenig Raum. Letztendlich diente der Handarbeitsunterricht der Disziplinierung, die Rolle der Frau in der Gesellschaft wurde klar umrissen. Was sich in den immer wiederkehrenden Sprüchen, Aufforderungen und Lebensweisheiten auf den Arbeiten, die nebenher auch als Raumschmuck fungierten, ausdrückt: „ Ohne Fleiß kein Preis!“, „In der Welt die schönsten Stunden habe ich am Herd gefunden.“, „Such das Glück nicht allzu weit, es liegt in der Häuslichkeit!“, „Ein lustiges Feuer, ein frohes Gesicht, verdirbt dir sicher das Essen nicht!“, „Das größte Glück für einen Mann ist eine Frau, die kochen kann.“

Aus heutiger Sicht regt sich angesichts dieser klaren Rollenverteilung und Erwartungen an die Frau heftiger Protest. Im Zusammenhang aber mit der Geschichte von Entstehung und Entwicklung der Handarbeiten erschließen sich andere Sichtweisen. Sie spiegeln Zeitgeschmack, soziale Realität, aber auch Träume und Wünsche wider – selbst dort, wo auf den ersten Blick das Schmunzeln überwiegt: „Wann's Kaffee regna tuat und Kipfeln dazu schneit, so bitt i mein Herrgott, das dös Wetta so bleibt.“

 

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