Karfreitagsratsche
… brauchen die Gläubigen dennoch Orientierung für den Beginn des Gottesdienstes oder den Ruf zum Gebet. Und den übernehmen in vielen katholischen Gemeinden während der Karwoche auch heute noch die Karfreitagsratschen. Dabei laufen Gruppen von Kindern, oft die Ministranten einer Gemeinde, lärmend durch die Straßen oder die Ratschen werden vom Kirchturm aus statt der gewohnten Glocken angeschlagen.
Die Ratschen oder Schnarren, die zu den hölzernen Lärminstrumenten gehören, werden durch die Bewegung eines Holzfederblattes oder hölzerner Lamellen zum Ertönen gebracht. Entweder dreht man einen kleinen Rahmen, in dem sich die Lamellen befinden, um eine mit der Hand gehaltene Achse schwungvoll im Kreis oder betätig mit einer Kurbel eine Walze, die wiederum die Hammerköpfe im Inneren eines Holzkastens bewegt. Eine solche große Kastenratsche befindet sich in der Sammlung des Freilichtmuseums. Es handelt sich dabei um einen Kasten mit einer schrägen Ebene, der auf vier Füßen steht. Ein aus der Vorderseite herausgeschnittenes Blatt oder Blüte ist das Schallloch. Eine Walze mit unterschiedlich langen Noppen setzt Holzlamellen mit Hammerköpfen in Bewegung, die mit einem Ende am Klangkörper, dem Kasten, befestigt sind. Die Hämmer werden beim Drehen der Walze durch die Noppen nach oben gedrückt, die Lamellen geraten unter Spannung und federn dann zurück. Der Hammerkopf fällt so auf den Resonanzboden (Kasten) und erzeugt den Lärm. Die Walzenkurbel kann in einem bestimmten Rhythmus gedreht werden, die Drehgeschwindigkeit bestimmt dabei die Anzahl der Schläge pro Takt. Auf dem Ratschenkasten sind die Initialen J K und die Jahreszahl 1848 zu lesen. Leider ist zur Herkunft der Ratsche nicht mehr bekannt.