Ein Blechschnittchristus ...

An Wegen, im Wald, an Feldrändern stehen sie – zahlreiche Klein- und Flurdenkmäler. Sie haben weltlich-profanen Charakter, dazu gehören Grenz- oder Kilometersteine, oder sind religiöser Natur wie Wegkreuze, Bildstöcke oder auch kleine Kapellen. Derartige Elemente in der Kulturlandschaft spiegeln Handeln, Denken, Erleben der Menschen zu einer bestimmten Zeit und an einem speziellen Ort wider. Sie haben jedes eine eigene Geschichte, stehen für persönliche Schicksale genauso wie für allgemein einschneidende Ereignisse, Naturkatastrophen, Kriege oder Hungersnöte. Neben der kulturhistorischen und religiösen Bedeutung kann man den Flurdenkmälern zudem eine im künstlerischen Sinn zuschreiben. Handwerker und Künstler mit unterschiedlichen Fähigkeiten stellten sie nach den Vorgaben der Auftraggeber her. Oder man legte selbst Hand an, denn ein gewisses handwerkliches Geschick war auf ländlichen Anwesen selbstverständlich. Alle Kreuze oder Steine geben Auskunft über gerade herrschende Moden, Möglichkeiten oder vorhandene Materialien. Da sich nicht jeder ein großes geschnitztes Kreuz aus Holz oder ein aus Gusseisen gestaltetes leisten konnte, bot die Blechschnitttechnik eine kostengünstigere Alternative. Aus einem oder mehreren Stücken Blech wurden die gewünschten Umrisse herausgeschnitten. Anschließend fügte man die Teile zusammen: sie wurden gefalzt und vernietet. So entstanden lebensgroße zweidimensionale Figuren, oft Mariendarstellungen oder Christusfiguren, die bemalt und als Ganzes auf einem Holzkreuz befestigt wurden.

Im Salzburger Freilichtmuseums sind zwei Wegkreuze mit Christusfiguren aus Blechschnitt im Gelände aufgestellt. Eines findet sich zwischen Bauernpeter-Wohnhaus und Brechelbad. Es zeigt den gekreuzigten Christus. Die Gestaltung ist farbig, ein Lendentuch, über der rechten Hüfte geknotet, ist sowohl auf den Korpus aufgemalt, als auch in Blech ausgeschnitten. Die Wundmale mit Nägeln dienen zur Befestigung am hölzernen Kreuz. An beiden Armen und im Hüftbereich ist das Blech gefalzt und vernietet. Oberhalb der Christusfigur befindet sich auf dem Doppelkreuz ebenfalls aus Blech der Schriftzug INRI, unterhalb ein kleines Bord für Blumenschmuck. Wie in der Landschaft stehen die Wegkreuze im Freilichtmuseum im Freien und dadurch ungeschützt Sonne, Regen, Wind ausgesetzt. In regelmäßigen Abständen müssen Holz und Bemalung restauriert werden, das letzte Mal fand dies 2019 statt. Farben und Blech hatten gelitten. Fehlstellen wurden ausgebessert, die Korrosion abgetragen, der Lendenschurz zierlicher gestaltet und die Nägel mit schwarzer Farbe überzogen. Leider ist die Herkunft der Christusfigur unbekannt, ins Museum kam sie über Ankauf aus dem Antiquitätenhandel.

 

Zurück

Youtube-Kanal

Sehen Sie hier YouTube Videos vom Salzburger Freilichtmuseum!

Webcam

Verschaffen Sie sich einen Einblick mit unserer Webcam.