Bäuerliches Spenzergewand

In der Textilsammlung des Salzburger Freilichtmuseums findet sich mehrfach das sogenannte „Bäuerliche Spenzergewand“, das zu den Salzburger Festtrachten gehört. Es handelt sich dabei um eine aufwändig gearbeitete Frauentracht, auch als „Außeng‘wand“ oder „Pongauer bzw. Pinzgauer Überrock“ bezeichnet. Spenzer, Rock, Mieder und Miedertuch sowie Schürze und ein passender Hut sind seine Bestandteile. In der Salzburger Trachtenmappe von 1943 wird die Herstellung nur durch geübte Fachleute empfohlen. „Die Stoffe müssen mit großer Sorgfalt ausgewählt werden. Für das ‚Unterröckl‘ eignen sich schöne weiche Wollstoffe oder weicher Taft in dunklen matten Farben, glatt oder in sich gemustert. … im Oberteil schön in Falten gelegte Ärmel … [das Mieder verfügt über eine] reiche Stepperei … Der Kittel ist bei der Festtracht besonders weit und weist bei schöner Verarbeitung rückwärts reiche Stehfalten auf …“

Das in sehr gutem Zustand der Sammlung des Freilichtmuseums überlassene Gewand ist 1960 anlässlich der Hochzeit der Trägerin angefertigt worden. Die ursprüngliche Besitzerin stammt aus Großarl, lebte nach der Hochzeit bis 1970 in Fusch an der Glocknerstraße, bevor sie mit der Familie nach Hallwang übersiedelte. Um im Flachgau mit der Pongauer Tracht nicht aufzufallen, verblieb diese im Kleiderkasten, da auch die Töchter keinen Bezug bzw. Interesse an ihr hatten. Auf Fotos, die die Familie dem Museum ebenfalls zur Verfügung stellte, sieht man die Braut im Spenzergewand an ihrem Hochzeitstag vor der Wallfahrtskirche Maria Plain. Das offizielle Hochzeitsfoto wurde jedoch erste einige Tage später aufgenommen – am Hochzeitstag blieb dafür keine Zeit. Auffällig ist auf diesem Foto der im Vergleich zum Rest der festlichen, teuren Kleidung schlechte Zustand der Schuhe. Laut der Geberin, der Tochter der Braut von damals, deutet zudem der halbe Brautkranz auf eine schon bestehende Schwangerschaft hin.