Zaun aus dürren Ästen

Der Salzburger Fotograf Bruno Kerschner hat dieses Foto 1947 bei der Schmittenhöhe im Pinzgau aufgenommen. Wahrscheinlich erschien ihm dieser einfache Hag aus dürren Ästen schon sehr altartig. Mit einfachsten Mitteln wurde hier eine Barriere für das Vieh auf der Alm geschaffen.

Zäune zählen zu den ältesten Zeugnissen bäuerlicher Kultur. „Einfriedungen“ waren notwendig, denn klare Grundstücksgrenzen vermieden Nachbarschaftsstreitigkeiten. Zaundurchlässe, Zaunhöhe, Holzbezug für Zäune, Termine für den Zaunbau waren über Jahrhunderte von der Obrigkeit geregelt.

Zäune wurden teilweise von Region zu Region unterschiedlich gestaltet, aus Gründen der Sparsamkeit aber lange ohne Eisennägel. Der Pinzgauer Girtschenzaun, der Lungauer Kreuzhag, der Ringzaun, der Stempelzaun usw., sie alle prägten durch ihre individuelle, kreative Machart das Landschaftsbild. Aber auch „lebende Zäune“ begrenzten Felder. Hecken trugen nicht nur optisch zum Aussehen eines Landstriches bei, sondern bildeten genauso wie die Steinmauern besonders wertvolle Ökosysteme.

Mit den Veränderungen hin zur modernen Landwirtschaft hat sich aber das Bild der Kulturlandschaft verändert: Die alten, teilweise seit Jahrhunderten in Gebrauch stehenden Zaunformen waren für die maschinellen Bearbeitungsmethoden der Felder nicht mehr geeignet. Auch die Feldgrößen haben sich durch Grundzusammenlegungen stark gewandelt. Es fehlten nach dem 2. Weltkrieg mit Auflösung des Dienstbotenwesens natürlich auch die Arbeitskräfte für die Herstellung der aufwändigen Holzzäune und Steinmauern. So stieg man auf Zäune aus Draht um. Geht man gerade im Gebirge aufmerksam durch die Landschaft, so findet man noch gelegentlich Reste alter Zaunformen, bzw. erfahren sie für Hausgärten wieder eine Renaissance.

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