Schlackenputz
Großgmainer Bäuerinnen fahren Milch um 1920 nach Bad Reichenhall
Nach Wals war es weit, zudem gab es dort genug Bauern, die ihre eigene Milch verkauften. Für die Großgmainer Bäuerinnen war der Absatz ihrer Milch in die benachbarte Stadt Bad Reichenhall lukrativer. Hier traf man sich zum gemeinsamen Weg. Als „Zugtiere“ wurden kräftige Hunde eingesetzt, hier zum Beispiel ein Berner Sennenhund. Das war generell üblich für den Milchtransport im kleinen Rahmen. Die Staatsgrenze dürfte kein Problem gewesen sein.
Diese Marktwagen oder Marktkarren waren damals sehr verbreitet. Zwei gebogene Zugholme erleichterten das Ziehen durch eine Person. Meist waren sie vierrädrig, oft aber auch nur zweirädrig. Die Ladefläche ist hier bei allen Wägen durch ein kleines Geländer vor dem Absturz der Ware geschützt. Mit solchen Wägen wurde nicht nur Milch gefahren, sondern auch alle anderen Waren der bäuerlichen Direktvermarktung. Auch in die Stadt Salzburg kamen Bäuerinnen mit solchen Marktkarren zur Schranne. Manche legten dafür einen Weg von 15 Kilometern zurück, wie uns ehemalige Hausbesitzer unsers Lohnerhofes erzählten. Es erzählte uns eine ehemalige Dienstmagd, dass das Marktfahren eine sehr beliebte Aufgabe war. Man kam in die Stadt, sah mal was anders. Doch einmal hat sie bereits bei der Hinfahrt die ganze Fuhr umgestürzt und das Obst war großteils unbrauchbar. Sie hat sich erst spät abends nach Hause getraut.
Gabelmacherhaus aus Hof/Vorderelsenwang vor dem Abriss
Hier sehen Sie einen Teil der Fassade des 1890 errichteten Gabelmacherhauses in Hof, welches Mitte der 1970er Jahre abgerissen wurde. Schlackensteine aus der Verhüttung wurden hier in den noch feuchten Putz gedrückt um diese kreativen und sehr individuellen Verzierungen zu erzielen. Sensen, Heugabeln und Rechen passten natürlich perfekt zu einem Gabelmacherhaus.
Manchmal wurden die Steine aber auch nur in die Putzfugen zwischen den Steinen gedrückt oder man verwendete größere Stücke, die man wie Ziegel vermauerte.
Die Geschichte der sogenannten „Schlackenputzhäuser“ im Salzburger Flachgau beginnt im 19. Jahrhundert. Damals wurde von Seiten der Behörden mit Hilfe der neu eingeführten Brandversicherung eine verbesserte Bauweise der landwirtschaftlichen Gebäude verlangt. Bei diesen neuen, aus Natursteinmauerwerk errichteten Bauernhäuser arbeiteten in vielen Fällen italienische Saison- und Wanderarbeitern mit, die über den Westbahnbau in den Flachgau kamen und die Modeströmung Fassaden mit Scherben- und Schlackenstückchen zu verzieren zu uns brachten. 2004 gab es laut einer Erhebung des Salzburger Freilichtmuseums noch 146 Schlackenputzhäuser im Flachgau.
Museumsgründer Kurt Conrad hat das Gabelmacherhaus vor seinem Abriss 1975 fotografisch dokumentiert.