Lichtmess

Auf dem Foto sehen Sie die Familie Gfrerer, Kocherbauern in Zederhaus/Lamm in den 1930er Jahren. Neben den vier eigenen Kindern sind noch drei weibliche und drei männliche Dienstboten zu sehen. Die Tatsache, dass sie sich die Bauernfamilie gemeinsam mit den Dienstboten fotografieren ließen, drückt eine gewisse Wertschätzung aus.

Dienstboten waren einst, vor allem in der Landwirtschaft, besitzlose Knechte und Mägde. Ledige Kinder, und Geschwister, die den Hof nicht erbten mussten „in den Dienst gehen“ und so ihren Lebensunterhalt sichern. Oft begann das schon mit 9 Jahren. Ausgestiftete Kinder mussten für ihren Unterhalt arbeiten, sobald sie konnten. Viele erzählten, dass der Schulbesuch für sie eine Erholung war. Normalerweise begann das Dienstbotenleben nach Ende der Schulpflicht mit 12 bis 14 Jahren.

Im Alter, wenn sie nicht mehr arbeitsfähig waren, trat der Unterschied von Besitzenden und Besitzlosen besonders hart zu Tage. Besitzlose Dienstboten mussten als Einleger oder Einlieger von Hof zu Hof ziehen und wurden dort versorgt. Die Gemeinde legte fest, wie lange sie wo bleiben mussten. Die Tatsache als unnützer Esser nur geduldet zu sein, trieb viele in den Selbstmord.

Rund 300 000 Dienstboten gab es in den 1930er Jahren noch in Österreich, erst nach dem 2. Weltkrieg löste sich das System durch die Lohnarbeit allmählich auf.

Zu Lichtmess, dem 2. Februar, war der Tag des Dienstbotenwechsels. Zu diesem Termin wurde der Jahreslohn ausbezahlt, der „Arbeitsvertrag“ per Handschlag verlängert oder der Arbeitsplatz gewechselt. Als „Leutschinder“ bezeichnete Bauern, die also ihre Dienstboten schlecht behandelten und ihnen schlechtes Essen boten, hatten es schwer Dienstboten zu finden. Wenn ein Dienstbote arbeitsfaul war, fand er schwer einen guten Dienstplatz. So regelte sich das System selbst.

 

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