Kardieren am Wollrössl
Sie sehen hier einen alten Mann, der Schafwolle kardiert. Im Rahmen der bäuerlichen Subsistenzwirtschaft gehörte die Herstellung von Kleidung aus Flachs oder Wolle zu den wesentlichen Arbeiten. Das Wort „Kardieren“ stammt von dem lateinischen Wort „Carduus“, übersetzt „Distel“. Im Mittelalter wurden die Wollvliese oder-büschel mit getrockneten Disteln (Karden) gekämmt. Diesen Vorgang nennt man Kardieren. Später verwendete man Handkarden, das sind Bretter mit Drahtstiften zum Ausbürsten der Wolle.
Der Mann auf dem Foto hat ein Wollrössl, eine Bank auf der man sitzt und auf der ein Nagelbrett bereits fix montiert ist. Mit dem anderen Brett kämmt er die Wolle. Dadurch wurden ihre Fasern feiner und man konnte sie anschließend leichter mit dem Spinnrad zu Fäden verspinnen. Auch die Flachsfaser hat man auf diese Art kardiert, wobei die Gewinnung von Leinen aus Flachs viel aufwändiger war als die Wollstoffherstellung.
Wolle wurde aber nicht nur zu Jacken und Pullovern verstrickt. Der Wollstoff bzw. Loden war traditionell der widerstandsfähigste Kleidungsstoff der bäuerlichen Bevölkerung Europas. Vor allem in der gewalkten Form wurde und wird er wegen seiner Wind- und Regenundurchlässigkeit besonders geschätzt.