Bauernfamilie anno 1900

Wir sehen hier eine Bauernfamilie vermutlich im Salzburger Flachgau oder angrenzenden Oberösterreich um 1900. Das Bild wurde einfach im Museum abgegeben, ohne Kommentar. Das ist sehr schade, weil wesentliche Aussagen zur Dokumentation fehlen.

Aber man kann auch so einiges „herauslesen“. Vorne sieht man Bauer und Bäuerin. Das Flügelkopftuch verrät die Region in der das Foto aufgenommen wurde und wurde in dieser zeit neben einem flachen Hut gerne von Bäuerinnen getragen.

Die zwei Männer und drei Frauen könnten Kinder oder Dienstboten des Ehepaares sein. Sie haben ihre Festtagskleidung angezogen, die mit unserer heutigen Vorstellung von ländlicher Kleidung wenig zu tun hat. Wer auf historischen Fotos nach Lederhosen sucht, wird kaum fündig. Diese waren reine Arbeitskleidung, fotografieren ließ man sich aber mit dem Sonntagsanzug.

Die Dirndl, Joppen und Lederhosen, wie wir sie heute kennen und meist mit den Attributen „traditionell und bodenständig“ versehen, sind eine städtische Erfindung mit Anknüpfungen an die ländliche Kleidung. Die Regionaltrachten „Flachgauer Tracht, Tennengauer Tracht usw.“, wurden 1935 in der ersten Trachtenmappe veröffentlicht und waren Kreationen unter der Federführung des Heimatpflegers Kuno Brandauer. Erneuert wurde die Trachtenmappe 1942 um das Heimatgefühl der Bevölkerung zu steigern. Für die jüdische Bevölkerung war diese national inszenierte Kleidung seit 1938 verboten.

In unserer heutigen Zeit steht das Dirndl für Tradition und Regionalität und wird von Institutionen wie dem Heimatwerk oder anderen Manufakturen qualitätsvoll weiterentwickelt. Trachtenkleidung, die auch tatsächlich in der Region erzeugt wurde, gehört heute einem sehr hohen Preissegment an.

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