Allein mit Gott
Die Kirchen versuchen in diesen Tagen eine Antwort auf die Corona-Pandemie zu geben. Eindrücklich in Erinnerung wird der weltweit übertragene, sogenannte „Sondersegen“ des Papstes vor dem leeren Petersplatz bleiben. In der Karwoche boomen die Angebote an Internet-Gottesdiensten, seit Mitte der Woche haben mit dem Beginn des jüdischen Passahfestes auch ökumenische Initiativen in Deutschland und der Schweiz zum gemeinsamen Gebet via Internet und Livestream aufgerufen, für Ostersamstag ist in Italien ein Gebets-Livestream zum landesweiten Gebet angekündigt. Und Sonntagvormittag sind allein im Land Salzburg mehr als 4000 Computer zugeschaltet, als Erzbischof Franz Lackner im völlig leeren Salzburger Dom den Ostergottesdienst zelebriert.
Die Aufnahme zeigt, wie der Mediatisierung des Religiösen gegenwärtig die leeren Kirchen gegenüberstehen. Die Fotografie entstand am Ostersonntag in der Pfarrkirche Neumarkt am Wallersee. Nicht einmal eine Handvoll Gläubige hat sich zum Gebet eingefunden. Stadtpfarrer Gottfried Laireiter hat selbst auch in stiller Andacht in den vorderen Sitzreihen Platz genommen. Gleich beim Zugang zum Kirchenraum wird auf die verordneten Beschränkungen hingewiesen, allein für das persönliche Gebet bleibt der Kirchenraum - für maximal fünf Personen - geöffnet.
Es ist dieses persönliche Gebet, das für Gläubige möglicherweise in diesem Jahr eine gänzlich andere Erfahrung erschließt, als alle per Mausklick abgerufenen österlichen Feiern. So ganz ohne live übertragenen Weihrauch, Osterkerzen und Altarglocken, eröffnet es auch eine zutiefst spirituelle Erfahrung: Allein mit Gott. Gott ist nicht irgendwo im Draußen zu suchen, sondern im Inneren des eigenen Gebets. Für Nichtgläubige wird eine solche Erkenntnis sich kaum vermitteln lassen, weder intellektuell noch emotional. Für Gläubige aber mag diese Zeit auch eine Erfahrung absoluter Glaubensgewissheit mit sich bringen: Dem Menschen kann bewusst werden, dass Gott im Zentrum von ihm selbst gegenwärtig ist.