Der Museumsauftrag und Corona

Ein Jahr Corona – wir blicken zurück und voraus

Ein ganzes Jahr beschäftigt sich die Welt nun schon mit der Corona-Pandemie. Ihr Ausmaß und ihre Dauer sind nicht abzusehen. Der gesamte Alltag ist davon betroffen – Familien und Schulen, Jung und Alt, Sportvereine und Freizeiteinrichtungen. Die Wirtschaft mit Handel, Handwerk, Industrieproduktion. Jeder Gastronom vom Betreiber des Würstlstandes bis zum 5-Sterne-Restaurant. Campingplatzbetreiber, Ferienwohnungvermieter, Hotelier. Kulturschaffende vom Musiker über Schauspieler, Ausstellungsmacher, Kleinkunst, Straßenkünstler, bildende Kunst und ihre Künstler, Theater, Konzerthäuser, Veranstaltungsorte, Museen. Vieles von dem, was wir gewohnt waren, ist im Moment nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich: ein Wochenendtrip in eine neue Stadt, spontan Freunde treffen, im Kaffeehaus zusammensitzen. Selbst der Schulbesuch ist nicht mehr selbstverständlich.

Andererseits gehören heute Dinge und Verhaltensweisen zum täglichen Leben, die noch vor einem Jahr belächelt wurden oder nur bestimmten Berufsgruppen zugeordnet wurden. Wer hätte sich schon vorstellen können, dass es normal sein würde, mit einer Maske im Gesicht, die nur die Augen frei lässt, eine Bankfiliale zu betreten? Wer hätte gedacht, dass wir plötzlich einen neuen Wortschatz pflegen und uns mit Virologen, Inzidenzen, Mutationen, Aerosolen, dem R-Wert, FFP2- und Alltagsmaske auskennen, über AHA-Regeln, Homeschooling und „Babyelefanten“ diskutieren.

Aber was ist in ein paar Jahren? Wie wird man sich an die Pandemie erinnern, welche Objekte und Erlebnisse werden für diese sehr spezielle Zeit stehen? Was können wir als Museum zur Erinnerungskultur beitragen?

Das Salzburger Freilichtmuseum dokumentiert Alltag und Alltagsgeschichten. Hierfür sammeln und bewahren wir die unterschiedlichsten Objekte aus verschiedenen Lebensbereichen. Und nun eben auch solche, die mit Corona in Zusammenhang stehen.

Vor einem Jahr haben wir darum gebeten, uns Fotos, Objekte, Geschichten zukommen zu lassen, die den ersten Lockdown charakterisierten. Wir stellten uns der Aufgabe, Typisches und Individuelles in die Museumssammlung aufnehmen und so später die Geschichte von Corona in Salzburg im Jahr 2020 der Nachwelt erzählen zu können. Das Interesse war groß, ebenso das Mitteilungsbedürfnis in einer für alle neuen Situation. Und so fanden zahlreiche Dinge des neuen Alltags den Weg ins Museum.

Die Geschichten hinter den Objekten waren und sind sehr individuell, berührend, lustig - aber auch nachdenklich. Aus diesen vielen möglichen Exponaten jene zu filtern, die wir zukünftig zeigen wollen, ist nun die Herausforderung. Was zeigen sie, wie erkennen wir an ihnendie Veränderung des Alltags durch die Pandemie? Die Bandbreite ist dabei enorm, es sind dabei z.B. Fotos der leeren Stadt Salzburg, von abgeschotteten Grenzen und Verbotsschildern auf Spielplätzen, viele Kinderzeichnungen, Familienspeisepläne, Karaoke-Videos als Beispiel für online-Treffen, eine ganze Sammlung selbstgenähter Masken. Am Beispiel der Masken zeigt sich auch bereits eine große Entwicklung innerhalb dieses einen Jahres: selbstgenäht oder als modisches Accessoire noch bei den Festspielen im Sommer 2020 erlaubt, sehen wir heute fast ausschließlich FFP2-Masken im Straßenbild. Und selbst bei diesen hält der modische Aspekt schon Einzug, wenn es sie mit Logos oder in verschiedenen Farben gibt. Weitere Dokumente beschreiben den veränderten Alltag: Hinweisschilder zu Abstandsregeln beim Einkaufen oder dem Museumsbesuch, „Take away“ oder „To go“- Angebote. Aktuell wird die Sammlung mit den Formularen zur wöchentlichen Einreise-Registrierung von Grenzpendlern ergänzt.

Wie gehts es weiter?

Alle „Corona-Objekte“ werden wie die anderen Stücke unserer Museumssammlung inventarisiert und mit ihren Hintergrundinformationen erfasst. Damit bilden sie den Grundstein für die weitere Beforschung und spätere Präsentation, die mit zeitlichem Abstand erfolgen soll. Denn im Moment ist Corona unser Alltag, sodass ein „Erinnern“ (noch) nicht nötig ist.

Unterstützen Sie uns weiterhin in unserem Auftrag, Alltag und Alltagsgeschichten zu dokumentieren, Wissen zu bewahren und dieses der Nachwelt weiter zu geben. Wir freuen uns über Ihre Zusendungen und Geschichten – es gibt immer noch viel zu erzählen!

 

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Youtube-Kanal

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