Historische Kulturlandschaft im Salzburger Freilichtmuseum

Eine Betrachtung der Hausgärten anhand historischer Quellen

Die Gärten des Freilichtmuseums - prägend seit Beginn

Schon im ersten Museumsführer, der von Museumsgründer Dr. Kurt Conrad herausgegeben wurde, spielen die Hausgärten sowie die landschaftlichen Besonderheiten des Freilichtmuseumsgeländes am Fuße des Untersbergs eine große Rolle.

Obwohl zu 70% aus Wald, Hutweide und Streuwiesen bestehend, erschien die Möglichkeit, sich hier aufgrund der Größe, des vorhandenen Baches, der Berg-, Hang- und Tallagen der natürlichen kulturgeographischen Landschaftsgliederung Salzburgs anzunähern, als besonders gegeben. Die auffallende Geländegliederung entspricht der Topographie Salzburgs, ein bemerkenswerter Artenreichtum in Flora und Fauna prägt das charakteristische Landschaftsbild. Bei der Positionierung der Häuser und Höfe mussten und müssen zwar Kompromisse eingegangen und Zugeständnisse an die natürlichen Umgebungsbedingungen gemacht werden. Nicht immer stehen die Gebäude in der gleichen Ausrichtung, kaum ein Hof kann auf die gleiche umgebende Fläche als „Hofland“ zurückgreifen wie am ursprünglichen Standort. Ähnliches gilt für die Hausgärten. Und dennoch haben sich alle Museumsdirektoren seit Hofrat Conrad bemüht, Haus, Hof, Acker und Garten historisch plausibel zu präsentieren.

Den historischen Fakten auf den Grund gehen

Wie bei der Einrichtung der baulichen Objekte hat sich aber auch in der Gestaltung der Gärten im Lauf der Jahrzehnte einiges verselbständigt, was es zu hinterfragen gilt. Stimmen z.B. der Zeitschnitt, in der ein Hof oder eine Hofgruppe dargestellt werden, und der des Gartens überein? Passen die Pflanzen im Garten zur Region, zum Darstellungszeitraum, zum Klima? Wie haben sich historische Ereignisse wie Kriege, Naturkatastrophen, die Entdeckung Amerikas, technische Errungenschaften, obrigkeitsstaatliche Verordnungen oder der Einzug des Fremdenverkehrs auf die Artenvielfalt und die Gartengestaltung ausgewirkt?

Mit Hilfe externer Fachleute und im Austausch mit den Kolleg*innen anderer Freilichtmuseen versucht das Museum, diese Fragen zu klären. Es werden Literaturrecherchen in historischen Reisebeschreibungen, Koch- oder Botanikbüchern vorgenommen, Archivalien betrachtet, der Franziszeische Kataster aus den 1810er bis 1870er Jahren als dem ersten österreichischen Liegenschaftskataster zu Rate gezogen. Die jüngere Vergangenheit erschließt sich über Fotos und Interviews mit den ehemaligen Bewohnern der ins Museum übertragenen Häuser.

Anhand dieser vielfältigen Quellen will das Freilichtmuseum die Unterschiede, die die Hausgärten kennzeichnen, herausarbeiten und für die Gäste sichtbar machen. Zum einen werden die Häuser und ihre Umgebung dadurch noch interessanter und authentischer, zum anderen betrachtet das Museum das als Teil seines Bildungsauftrages. Auch wenn damit an der einen oder anderen Stelle mit den Besuchererwartungen gebrochen werden muss: DEN „Bauerngarten“, wie er in einschlägigen Hochglanzmagazinen dargestellt wird, gibt es nicht. Der Selbstversorgergarten einer bäuerlichen Familie war weit weg von den romantischen und idyllischen Bildern von bunten, üppig blühenden Gärten, die unsere heutigen Vorstellungen prägen. Pragmatismus und wirtschaftliche Überlegungen bestimmten die Größe, die Anlage und vor allem die Auswahl der Pflanzen, Kräuter, Gemüse im Haus- oder Küchengarten. Und vielleicht muss sich das Auge unserer Besucher*innen an einen Maschendrahtzaum auf Betonsockel gewöhnen, wie es Fotos ab den 1940er Jahren u.a. für das Mesnerhaus und das Lohnergütl belegen.

Wie gehts weiter?

Die Auseinandersetzung mit der historisch richtigen Darstellung unserer Gärten ist ein längerfristiges Projekt. Nur nach und nach wird sich in den zahlreichen Gärten etwas ändern. Über diese Veränderungen werden Sie an dieser Stelle und im Gelände des Freilichtmuseums auf dem Laufenden gehalten!

 

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