Die Ersten im Museum

Ein Rundgang zu den ersten 22 Gebäuden und zu den Visionen des Museumsgründers.

Anlässlich seines 40-jährigen Bestehens wandelt das Salzburger Freilichtmuseum auf den Spuren von Museumsgründer Kurt Conrad.

Er selbst erklärt Ihnen hier nun das Konzept „seines“ Museums: Die folgenden Texte stammen nämlich aus dem „Führer durch das Salzburger Freilichtmuseum“, den Conrad 1984 als erster Direktor herausgibt. Es ist der Originalwortlaut seiner Beschreibungen der „Ersten im Museum“, jener 22 Gebäude also, die 1984 bereits im Freilichtmuseum zu sehen sind, den Sie hier nachlesen können.

Die Texte sind ein spannendes Zeitdokument: Sie zeugen von großer Leidenschaft für das Projekt „Freilichtmuseum“ und Conrads Expertise als Forscher. Sie verdeutlichen aber auch, wie sich die Sprache und das Selbstverständnis des Freilichtmuseums, aber auch der Wissensstand über die Gebäude und deren Geschichte(n) weiterentwickelt haben.

Hinweise:

  • Hier finden Sie die Texte im ungekürzten originalen Umfang. Zu manchen Gebäuden hat Conrad viel, sehr viel zu sagen, zu anderen weniger. Wir haben die ungefähre Lesedauer angegeben. Wenn Ihnen das zu viel Information auf einmal ist, können Sie die Texte auch jederzeit auf unserer Webseite nachlesen.
  • Zusätzlich gibt es hier eine Reihe historischer Fotos!

Viel Vergnügen beim Eintauchen in das „Damals“ des Salzburger Freilichtmuseums.

PS: Wenn Sie noch mehr erfahren wollen, klicken Sie einfach auf das Bild und laden Sie den vollständigen Conrad-Führer von 1984 herunter.

Führer durch das Salzburger Freilichtmuseum von Kurt Conrad

DAS SIND DIE ERSTEN 22

1 Thanngütl


Lesedauer: ca. 6 Min.

Das Thanngütl aus Bergheim, im Grundbuch Kirchpointgütl genannt, ist ein typischer Flachgauer Einhof, der auf nahezu quadratischem Grundriß die übliche Dreiteilung in Wohnteil, Tennenteil und Stallteil zeigt. Der giebelseitig aufgeschlossene, im Erdgeschoß gemauerte und verputzte Wohnteil weist einen zweiraumtiefen Mittelflurgrundriß auf. Die

Haustür und die Fenster besitzen Gewände aus Adneter Marmor, aus dem auch das vor dem Haus über die ganze Giebelbreite verlegte Pflaster besteht. Besonders bemerkenswert ist das entlang der Mauerkrone und um die Haustür und die Fensterstöcke in derber Freskomalerei geführte grüne Rankenband, das zusammen mit dem auf die Mauerkanten gemalten Rustikaornament dem Haus ein prächtiges Aussehen verleiht. Vielleicht stammt dieser Wandschmuck von einem in der Wallfahrtskirche Maria Plain tätigen Wandermaler. Auch die grünen Fensterbalken mit den aufgemalten Burgunderkreuzen tragen zu dem großartigen Eindruck bei, den der in Höhe, Breite und Dachneigung hervorragend ausgewogene Baukörper auf den Beschauer macht.

Das Obergeschoß ist als Blockbau im Schließschrot gezimmert. Die auf der Mauerkrone aufliegende Blockschwelle ist gekehlt und sagt uns, daß das Erdgeschoßmauerwerk und der Obergeschoßblockbau gleichzeitig um 1736 errichtet wurden, wie wir aus dem über der Haustür befindlichen Baudatum entnehmen können. Das Giebeldreieck ist senkrecht verschalt und besitzt einen Hausgang, dessen Verbretterung von Mittelpfette zu Mittelpfette in barocker Manier ausgesägt ist.

Der Tennenteil mit der durchfahrbaren Niedertenne wird nach außen von einflügeligen Tenntoren abgeschlossen, in die kleine »Gehtürln« eingesetzt sind, durch die man den Wirtschaftsteil des Einhofes betreten kann, ohne die schweren Tenntore öffnen zu müssen. Die äußeren Stallwände sind im Erdgeschoß gemauert, im Obergeschoß als Ständerbau gezimmert, dessen Wände durch Andreaskreuze versteift sind und außen einen Schindelmantel tragen. Ältere Beispiele dieser für die Flachgauer Einhöfe so kennzeichnenden Verbindung zwischen dem Blockbau des Wohnteiles und dem Firstsäulen-Ständerbau des Stallbaues finden sich im Einhof Lohnerbauer(3/22), im Viertelhaus Zischkbauer (15/22) und vor allem im Rauchhaus Ederbauer (13/22).

Das Dach ist ein Pfettendach mit einer Neigung von 19 Grad, das einschließlich der beiden Flugpfette, der Fußpfetten, der Mittelpfetten und der Firstpfette 7 Pfetten besitzt. Dazu kommt noch unterhalb der Firstpfette der »Katzenfirst«, der zur Versteifung des Firstsäulengefüges dient und an seinem aus der Giebelschalung vortretenden Ende bemalt und katzenkopfartig ausgeschnitzt ist. Er gehört zur großen Gruppe der Giebelzierden, die als Abwehrsymbole Böses vom Hause fernhalten sollen. Die zum Schutz des Hirnholzes an die Pfettenköpfe genagelten Pfettenbrettchen und die dem Windschutz dienenden doppelten Windladen am Dachsaum sind dekorativ ausgeformt. Die alten Zimmerleute verfügten über umfangreiche Sammlungen von »Musterbretteln« für Pfettenkehlungen, Hirnholzbrettchen und Balkonverbretterungen und bestimmten damit bis ins 19. Jahrhundert die Zierformen der Dachlandschaften, die seit der maschinellen Holzbearbeitung immer einförmiger und farbloser werden.

Ich habe das Thanngütl wegen seiner edlen Maßverhältnisse und seiner repräsentativen Giebelfassade bewußt als Eingangsgebäude gewählt und im Wohnteil die Kanzleiräume der Museumsdirektion untergebracht. Der Stallteil, der 1975 zum Zeitpunkt der Erwerbung und Abtragung des Objektes nicht mehr vorhanden war, wurde bei der Wiedererrichtung im Freilichtmuseum 1983 neu erbaut und als »Eingangshalle« zu einem Ausstellungsraum umgestaltet, durch den der Besucher in das Freilichtmuseum und seine Planungsziele eingeführt wird. Der nach dem Vorbild einer »Zuspange« unter ein Schleppdach gezogene ostseitige Anbau der Eingangshalle enthält die WC-Anlagen.

2 Hinterseemühle

 

Lesedauer: ca. 3 Min.

Die Hinterseemühle, eine Gmachmühle aus der Gemeinde Hintersee wurde dem Freilichtmuseum vom Salzburger Museumsverein geschenkt. Wir konnten die Mühle 1974 abtragen und nach achtjähriger Zwischenlagerung 1982 wieder aufbauen. In den »Gmachmühlen« durfte nur das für den Eigenbedarf benötigte Getreide vermahlen werden. Sie waren daher die eigentlichen Bauernmühlen, denen die gegen Lohn arbeitenden, meist mit einer Bäckereigerechtsame verbundenen »Ehemühlen« gegenüberstanden. Der Rückgang des Getreideanbaues und die Industrialisierung führten in Salzburg nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem allgemeinen Mühlensterben, dem hunderte Bauernmühlen zum Opfer fielen.

Die Hinterseemühle zeigt über der Tür das Baujahr 1828. Sie ist im Schließschrot-Blockbau gezimmert und hat ein steiles, mit Scharschindeln gedecktes Schopfdach, das über das Mühlrad abgeschleppt ist. Der an der Mühlradseite durch das ständige Spritzwasser beschädigte untere Teil der Blockwand ist durch ein Mauerwerk aus Bachsteinen ersetzt. Das oberschlächtige Wasserrad erhält das Triebwasser über ein hölzenes Fluder, dessen Ausflußöffnung durch eine sinnreiche technische Vorrichtung nach beendetem Mahlvorgang selbsttätig zur Seite geschwenkt wird, so daß das Mühlrad stehen bleibt. Der Wellbaum, auf dem das Mühlrad sitzt, treibt mit dem Kammrad die Spindel des »Läufersteins«, der die aus der Gosse rieselnden Getreidekörner auf dem »Lagerstein« zerreibt. Der Läuferstein kann gehoben und gesenkt werden, wodurch das Mahlgut gröber oder feiner zerrieben wird. Das charakteristische Klappern der Mühle entsteht durch das Rütteln des »Mühlbeutels« im Beutelkasten, durch den das Mahlgut gesiebt wird, bevor es in die Mehllade fällt. Die Hinterseemühle ist voll betriebsfähig.

Die in der giebelseitigen Blockwand ausgeschnittenen Löcher für ein Triebseil weisen darauf hin, daß die Mühle auch zum Antrieb einer Dreschmaschine in dem 50 m entfernten Bauernhaus verwendet wurde.

3 Lohnergütl

Lesedauer: ca. 6 Min.

Das Lohnergütl stammt aus Bichlhaiden in der Gemeinde Oberndorf und ist ein Flachgauer Mittertenneinhof, der im Türbalken des Obergeschosses die Jahreszahl 1666 trägt. Der zur Gänze im Blockbau mit Schließschrotverzinkung gezimmerte zweigeschossige Wohnteil ist im Grundriß ein zweiraumtiefes Mittelflurhaus, das im Erdgeschoß auf der einen Seite des »Fletz« genannten Vorhauses Stube und Küche für die im Besitz befindliche Familie, auf der anderen Seite Stübl und Kuchl für die im Austrag lebenden Altenteiler enthält. Im Obergeschoß befinden sich beiderseits des »Fletzbodens« die nicht heizbaren Kammern. In der Stubenkammer über der Wohnstube schlafen die Eltern, in der Stüblkammer die im Austrag befindlichen Großeltern, in den Kammern über den Küchen die Kinder oder auch Dienstboten. Die nordseitige Außenwand des Wohnteiles ist verschindelt, der Schindelmantel zeigt zwei Rauten. Die Niedertenne ist durchfahrbar und weist in den Tenntoren die üblichen Gehtürln auf. Der Stall konnte bei der Abtragung des Hauses 1973 nicht mit übernommen werden. Er wurde daher nach örtlichen Vorbildern und nach Angabe des Lohnerbauern in der Form rekonstruiert, in der er etwa um 1900 bestanden hat. Er ist im Erdgeschoß gemauert, ansonsten aber als Ständerbau mit durchgehenden Säulen gezimmert. An der Nordseite zum Weg hin ist der

Stallteil durch eine »Zuspang« verbreitert, die ebenso wie die Stallgiebelwand mit einem senkrechten Ladenmantel verkleidet ist. ln der Zuspange können Fahrzeuge eingestellt und Hieflstangen gelagert werden. Im Stallteil befindet sich neben dem kleinen Rinderstall die zur erdlastigen Erntebergung bestimmte »Osen«, über dem Stall der Heuboden. Die Dreschtenne ist aus Fichtenholzbalken gedübelt. Der Außenputz des Stallmauerwerks zeigt zwei im nördlichen Flachgau vorkommende Arten des Schlackenputzes: In der Giebelwand sind die Schlacken ohne bestimmtes Ornament in dichter Verteilung in den Putz gedrückt, an der Traufseite sind freie Rankenornamente ausgebildet, in die die Maurer ihre Initialen gesetzt haben.

Das Dach ist ein flachgeneigtes mit Legschindeln gedecktes Pfettendach, dessen Flugpfetten auf Konsolen aufliegen, die traufseitig aus der Blockwand heraustreten. Die in der Giebelflucht gelegene zum Weg zeigende Konsole ist als Pferdekopf ausgeformt, was auf eine besondere Hochschätzung des Pferdes hinweist, im Hinblick auf die im Flachgau unter dem Hochfirst verzeinzelt aufbewahrten mumifizierten Pferdeköpfe aber auch als Schutz- und Segenszeichen gemeint sein kann. Der Pferdekopf als Träger einer Flugpfette ist jedenfalls ein Unikat und besitzt in den Salzburger Hauslandschaften kein Gegenstück. Der vom Fletzboden im Obergeschoß aus betretbare Hausgang reicht über die ganze Giebelbreite und besitzt eine Brüstung aus gedrechselten Balustern, der im Giebeldreieck vom Dachboden aus begehbare Gang zeigt eine barock ausgeformte im Profil einem Baluster entsprechende Verbretterung. In den Zwickeln dieses Ganges befinden sich die Taubenkobel. Insgesamt zeigt die Giebelfassade des Lohnergütels sehr anschaulich die Entwicklung der Hausgangbrüstungen seit der Mitte des 17. Jahrhunderts. Die Inneneinrichtung des Hauses stammt aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals wurden auch anstelle der früheren kleinen Fenster die heute vorhandenen Fensterstöcke in die Blockwand eingesetzt. In der Stube befand sich früher ein Kachelofen, der durch einen einfachen Sparherd ersetzt wurde. ln der Küche ist noch der alte schliefbare Kamin vorhanden, der offene Herd wurde jedoch funktionslos, so daß die Küche später als »Speis« und Vorratsraum benutzt wurde, während die Stube zur Wohnküche wurde.

Im Stübl ist ebenfalls ein Sparherd aufgemauert und in der kleinen Küche des Altenteils ist der offene Herd noch vorhanden. Die Blockwandfugen dieser Küche sind mit einem Lehm-Häcksel-Gemisch verschmiert und mit Kalkmilch geweißelt, was beinahe alljährlich geschah, um die Schwärzung durch den Küchenrauch zu überdecken. Die Wohnräume wurden gleichzeitig mit der Fenstervergrößerung innen verputzt. ln der Stube befindet sich an der

Gangseite die Hühnersteige, die von den Hühnern durch das in der Giebelwand ausgeschnittene Hühnerloch aufgesucht wird. Einfache Wandbänke, ein rechteckiger Stubentisch mit Brotlade, darüber die Petroleumhängelampe, im Anschluß an die Wandbank ein Kanapee zum Ausruhen für den Hausvater, im Herrgottswinkel das »Altarl« mit den gestickten Altartücheln und dem Kruzifix bilden die einfache Einrichtung der zur Wohnküche gewordenen Stube.

4 Breitbauernhütte


Lesedauer: ca. 2 Min.

Die Breitbauernhütte vom Breitgut in Voggenberg, Gemeinde Bergheim, ist ein Ständerbau aus dem Ende des 18. Jahrhunderts und enthält einen zweigeschossigen, blockgezimmerten Getreidekasten, weshalb sie eine funktionell wertvolle Ergänzung zum Lohnereinhof darstellt. Die an den Traufseiten mit einem Ladenmantel, am Hintergiebel mit einem Schindelmantel verkleidete Hütte trägt ein legschindelgedecktes Pfettendach, dessen Schwerstangen von hölzernen »Dachhaken« in der Art von Hängeschindeln gehalten werden. Die Hütte, die wir 1984 erworben und sogleich wieder aufgebaut haben, ist ein charakteristisches Beispiel für die im Flachgau allgemein übliche Verbindung von Blockhausspeicher und Ständerbauhütte.

Seit dem 17. Jahrhundert wurde es üblich, den Getreidekasten in eine Hütte einzubauen bzw. eine Hütte um den ursprünglich freistehenden Kasten herumzubauen. Diese bauliche Ummantelung hat einen »Thermosflascheneffekt« zur Folge und bewirkt im Winter eine frostfreie und im Sommer eine kühle Lagerung des Getreides und der Vorräte. Im freien Raum neben dem Kasten wurden Fahrzeuge und Ackergeräte eingestellt. Auch der Boden des Obergeschosses diente als Lagerraum. Neben dem Tor der Hütte ist der Dengelstein eingelassen, auf dem die an der Hüttenwand hängenden Sensen gedengelt wurden. Die neben dem Dengelstein in der Holzschalung sichtbare Öffnung gehört zur Hundehütte.

5 Hochstand

Lesedauer: ca. 1 ½ Min.

Der Hochstand aus der Weitwörther Au im Gemeindegebiet Nußdorf ist ein Geschenk der Auersperg’schen Gutsverwaltung. Er ist nicht nur kulturgeschichtlich interessant, weil er an die jahrhundertealten Auseinandersetzungen zwischen Bauern und Jagdherren erinnert, sondern auch baugeschichtlich, weil er in Funktion und Gestalt Anklänge an die Wildhüterhäuschen zeigt, die in den Einfriedungsmauern fürstlicher Tiergärten – wie etwa in Kleßheim – errichtet waren. Der Hochstand stellt konstruktiv eine quadratische auf vier Säulen gesetzte, mit einem schindelgedeckten Zeltdach versehene Hütte dar, deren Boden in einer Höhe von 2,50 m über dem Erdboden liegt und in deren vier Wände Ausblicksöffnungen eingeschnitten sind. Diese Höhenlage gewährleistete einerseits eine gute Sicht auf die in den Auwald geschlagenen Schneisen, in deren Schnittpunkt sich der Hochstand befand, andererseits einen Schutz vor den Überschwemmungen des Auwaldes durch die Salzach.

6 Hiertlhaus

Lesedauer: ca. 6 Min.

Das Hiertlhaus stammt aus dem alten Haufendorf Dorfbeuern und ist das Wohnhaus eines außeralpinen Gruppenhofes, der aus vier Gebäuden – Wohnhaus, Stall, Stadel, Austraghaus – bestand, die in Form eines Dreiseithofes um einen nach Osten offenen Hofplatz angeordnet waren. 1969 mußte es einem Neubau weichen und abgetragen werden, 1975 konnten wir es in Großgmain einlagern und 1981 wiederum aufbauen. Es ist ein durchgehendes Mittelflurhaus mit dem üblichen zweiraumtiefen Grundriß, der an der einen Seite des ziegelgepflasteten Fletzes Stube und Küche, an der anderen Seite den Pferdestall und einen Vorratsraum aufweist. Das Pferd war als besonders geschätztes Haustier gewissermaßen in den Wohnteil integriert. Der Fletzboden im Obergeschoß erschließt vier unbeheizte Kammern. Über dem Fletzboden befindet sich im Dachraum der Schüttboden für das ausgedroschene Getreide.

Das Haus, an dessen traufseitiger Südwand in Form einer Widerkehr früher der Stall angebaut war, ist zur Gänze im Schließschrot aufgezimmert, wobei die Blockwand auf einer Eichenholzschwelle aufsitzt. Das Dach ist ein legschindelgedecktes Pfettendach mit beiderseits auf Konsolen aufliegenden Flugpfetten und einer sogenannten »Schußbodenschalung« aus gehobelten Läden, die auf den zahnleistenartig ausgesägten Unterrafen liegen. Die Unterrafen selbst liegen auf den Pfetten auf. Über der Schalung liegen die Oberrafen mit den Dachlatten, die das steinbeschwerte Legschindeldach tragen. Das Schußbodendach stellt eine vermutlich im 18. Jahrhundert am Südgürtel der lnnviertler Hauslandschaft eingeführte, von der Hausforschung bisher nicht beachtete Neuerung dar, die eine dichte vor Ungeziefer und Schädlingen sichere Dachhaut zur Folge hat und gleichzeitig alle Vorteile des heute wiederum so geschätzten Kaltdaches aufweist, das in dem als Schüttboden genutzten Dachboden eine gleichmäßige Temperatur gewährleistet.

Das technisch hochwertige Dachgefüge wird durch eine einzigartige, handwerklich vollendete Balkonausbildung ergänzt. Sowohl der im Obergeschoß liegende »Fletzbodengang« als auch der vom Schüttboden aus über das Giebeldreieck laufende »Oberhausgang« stellen mit den vierkantig geschweiften Balustern auf Kastengesimsen mit Rundbogenfriesen und doppelten Saumläden mit Wellenzierat einen Gipfelpunkt der volkstümlichen Holzarchitektur im Flachgau dar. Auf dem Oberhausgang befinden sich nach außen schwenkbare »Reidstangen«, auf denen man Wäsche trocknen kann. In den Zwickeln des Ganges sind wiederum die Taubenkobel eingebaut. Der bemalte Hochfirst mit dem Baudatum 1836 läßt offen, ob das Wohnhaus in diesem Jahr zur Gänze neu erbaut oder ob auf einen älteren zweigeschossigen Hauskörper lediglich ein Kniestock zur Vergrößerung des Bergeraumes im Schüttboden aufgezimmert wurde. Einer späteren eingehenden Forschung muß es auch vorbehalten bleiben, die im nördlichen Flachgau oder im südlichen lnnviertel beheimatete Zimmereiwerkstätte ausfindig zu machen, aus der diese Hochformen der Volksarchitektur hervorgegangen sind, die seit 1850 und besonders seit 1900 immer mehr von einer kraftlosen maschinellen Laubsägearchitektur abgelöst werden.

Das Hiertlhaus besaß zum Zeitpunkt der Abtragung bereits größere Fenster, die wir jedoch unter Benützung eines Aufmaßplanes des bedeutenden österreichischen Hausforschers, Adalbert Klaar aus dem Jahr 1934, in dem noch die ursprünglichen Fensterformate enthalten sind, in den alten Maßen wiederherstellen konnten. Die Blockwände in den Wohnräumen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verputzt, wobei als Putzträger Holzstifte oder einfache mit dem Beil in die Blockwand eingeschlagene Kerbungen dienten. Die Feuerstätten bestanden aus dem offenen Herd in der Küche mit schliefbaren Rauchfang und einem als Hinterlader vom Küchenherd aus beheizbaren Kachelofen in der Stube mit umlaufender Ofenbank und Trockengestänge, über dem das »Warmloch« die Stubenwärme an die Stubenkammer im Obergeschoß abgibt. Zwischen Wand und Ofen befindet sich der als »Höllbadl« bezeichnete wärmste Ofenwinkel, unter dem sich früher auch der von der Küche aus heizbare Backofen befand, bevor er aus feuerpolizeilichen Gründen aus dem Haus ins Freie verbannt wurde.

7 Knotzingerhaus


Lesedauer: ca. 11 Min.

Das Knotzingerhaus war das Wohnhaus des Gutes Knotzing zu Obereching, eines großen Dreiseithofes im Lamprechtshausener Dreieck, der im Zuge der Umbauwelle der Jahre 1960/70 ein neues Wohnhaus erhielt, so daß das alte Haus 1974 für das Freilichtmuseum erworben und 1977 abgetragen werden konnte. Der Wiederaufbau erfolgte 1980, wobei für die Einrichtung des Hausinneren der Zustand des ausgehenden 19. Jahrhunderts angestrebt wurde.

Das Knotzingerhaus ist dem Grundriß nach ein dreiraumtiefes Längsflurhaus, dessen Schauseite mit den beiden Hausgängen und der » Vorderhaustür« nach innen zum Hofplatz zeigt, während die stets verschlossene »Hinterhaustür« in der eher schmucklosen Nordfassade die Außenseite des Gehöftes unterstreicht. Das Erdgeschoß ist gemauert und besitzt große, maßstäblich jedoch gut zum Hauskörper passende Fensterstöcke aus Eichenholz mit einer Stocklichte von 68x90 cm, die ein einfaches handgeschmiedetes Gitter in der Machart des 18. Jahrhunderts aufweisen. Die ehemals grün gestrichenen Fensterbalken sind durch Verwitterung im Laufe der Jahre nahezu blau geworden. Die Haustür, deren sternförmige Aufdoppelung in der Mitte ein mit einem Herz geziertes Oval zeigt, besitzt einen rundbogigen Türstock ebenfalls aus Eichenholz. Das Obergeschoß ist im Schließschrot gezimmert, wobei die wetterseitige, westliche Blockwand verschindelt ist. Die Fenster des Obergeschosses mit einer Stocklichte von 55X60 cm sind in gleicher Art vergittert wie die Erdgeschoßfenster und besitzen einflügelige, unbemalte Fensterbalken. Von besonderer Schönheit und Harmonie sind die beiden Hausgänge, von denen der »Fletzbodengang« im Obergeschoß 63, der »Oberhausgang« im Giebeldreieck 30 vierkantig gekehlte Docken zeigt, die, wie aus Farbspuren zu schließen ist, möglicherweise einmal rot gefaßt, während die reich verzierten Saumläden unterhalb der Brüstungsriegel vielleicht in einem gelben Ockerton gehalten waren. Die Wiederherstellung der ursprünglichen Farbgebung bedarf jedoch noch weiterer Untersuchungen. In den Zwickeln des Oberhausganges befinden sich wiederum die Taubenkobel. Auch Reidstangen, wie beim Hiertlhaus, sind vorhanden.

Das mit Legschindeln gedeckte Pfettendach, dessen Pfettenköpfe ebenso wie die Hausgangkonsolen und die Blockkonsolen reich gekehlt sind, besitzt Flugpfetten und ist über dem Schüttboden wiederum als Schußbodendach ausgebildet. Die Unterrafen sind hier jedoch in die Kniestockwand des Schüttbodens bzw. in die Fußpfette eingelassen, die Oberrafen reichen über die Flugpfetten hinaus, die von gekehlten Konsolen getragen werden. Das den alten Zimmerleuten eigene Streben nach Schönheit und Ausgewogenheit der Formen hatte zur Folge, daß in der traufseitigen Dachuntersicht zwischen Hauswand und Flugpfette kurze Zierrafen ausgebildet sind. Die Dachränder an den Traufseiten sind mit verzierten Saumläden abgeschlossen, durch die die hölzenen Dachrinnhaken herausragen. Insgesamt handelt es sich um eine ungemein kunstvolle, bildhaft schöne Holzkonstruktion, die wahrscheinlich aus dem Jahr 1798 stammt. Diese Jahreszahl findet sich nämlich in einem Glasfenster der Stüblkammer eingeritzt, während sonstige Baudaten am Objekt fehlen.

Der Grundriß zeigt an der Ostseite des mit quadratischen Ziegeln gepflasterten Fletzes Stube, Küche und Speis, an der Westseite Stübl, Kuchl und Schlafzimmer der »ins Viertel« gegangenen Hofübergeber, die sich zur Altersversorgung den vierten Teil des Ertrages zurückbehalten haben. Im Fletz ist eine Sitzecke, in der im Sommer das Essen eingenommen wurde. Die Wohlhabenheit des Knotzingerbauern zeigt sich auch in der Eichenholzverkleidung der Stuben- und Stübltürstöcke, in der Bemalung der Türen mit einem Blumendekor wohl aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dem auch der Einbauschrank zwischen Stube und Küche angehören dürfte, der Nähzeug, Tischwäsche und Leibwäsche enthält. Ansonsten zeigt die Stube die an den Wänden auf Holzkonsolen umlaufende Stubenbank, in der Wand ein »Wandkastel«, den großen quadratischen Eßtisch mit der Brotlade, über dem Tisch die Hängelampe, in der äußeren Stubenecke das »Altarl«, diagonal gegenüber in der inneren Ecke den Kachelofen, der später von einem Sesselofen, d. h. von einem Sparherd mit Aufsatz abgelöst wurde. Bemerkenswert ist der gekehlte Unterzug oder Stubentram, der die Stubendecke trägt und in einer Länge durch Stube, Küche und Speis reicht. Die Küche ist, wie der Fletz, ziegelgepflastert und besitzt an der Innenecke den offenen Herd mit dem Rauchfang und dem schliefbaren Schornstein, der über dem Dach in einem für den Flachgau charakteristischen Kaminkopf endigt. Der Feuertisch, von dem aus auch der Stubenofen als Hinterlader beheizt wird, ist mit Ziegelplatten ausgelegt und besitzt eine Aschengrube, in der die heiße Asche aufbewahrt wurde, aus der man am Morgen das Feuer anblies. In der anderen Ecke der Küche befand sich ein Leierbrunnen mit einem Brunnengranter, an der Außenwand eine lange Anricht.

Ein Aufsatzkasten enthielt das bessere Geschirr. Der schon genannte Einbauschrank in der Küchen- und Stubenwand war für unverderbliche Lebensmittel bestimmt. Von der Speis, die als Vorratsraum ebenfalls mit Ziegeln gepflastert ist, führt eine Falltür in den Keller. In der Speis befinden sich die Geräte zur Milchverarbeitung, Stellagen für Lebensmittel, eine Brotrehm, ein Krautfaß und ein Faß für das Surfleisch.

Das Wohnstübl für die Austragleute enthält einen Sparherd anstelle eines älteren Kachelofens, eine Kredenz für Geschirr, den Tisch und die Stubenbank, ein Wandkastel und ebenfalls einen Hausaltar im Herrgottswinkel. In der Küche der Austragleute findet sich wiederum ein offener Herd mit dem schliefbaren Schornstein. Die Einrichtung der Schlafkammer stammt aus dem 19. Jahrhundert. Im Obergeschoß liegen beiderseits des Fletzbodens die unbeheizten Schlaf- und Vorratskammern. Die über der Stube befindliche Stubenkammer, die den Eheleuten als Schlafkammer dient, enthält außer den Betten eine Kommode mit Aufsatz für besonders schönes Geschirr und wertvollen Hausrat, einen Wandkasten und einen als »Kleiderrehm« bezeichneten Kleiderrechen. Durch das »Warmloch« im Boden steigt die Stubenwärme in die Kammer auf. Über der Küche ist die nur durch die Elternschlafkammer zugängliche »Kuchlkammer«, die als Kinderzimmer dient. Über der Speis liegt die »Mehlkammer« mit den die ganze Wandlänge ausfüllenden Mehltruhen. Auf der anderen Seite des Fletzbodens liegt über dem Wohnstübl die ebenfalls den Austragleuten zustehende »Stüblkammer«, die in einem Kommodkasten die Wertsachen der Altbäuerin birgt. Über der Kuchl befindet sich die »Dirnakammer« für die Mägde, über der Schlafkammer der Austragleute die »Knechtkammer«. Die Raumtemperatur der Schlafkammer ist daher gewissermaßen ein Gradmesser für den sozialen Rang ihrer Benützer innerhalb der Hausgemeinschaft. Vom Fletzboden führt die Oberhausstiege in das »Oberhaus«, d. h. in den Dachboden, der als Schüttboden für Getreide eine wichtige Funktion in der Vorratswirtschaft des Hauses zu erfüllen hat. Das Getreide wurde nach dem Drusch ursprünglich in hölzernen Rückentragegefäßen aus dem Stadel in den Schüttboden getragen, später über den Oberhausgang aufgeseilt.

8 Buchnerstall


Lesedauer: ca. 4 ½ Min.

Die Stallscheune (Buchnerstall) unseres Dreiseithofes mit dem Rinderstall, Ochsenstall und dem Heuboden liegt an der Westseite des Hofplatzes und stammt aus dem Buchnergut zu Reicherting, das früher ebenfalls ein Dreiseithof war, dessen schönes Wohnhaus 1973 leider abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Damals wurde auch ein neuer, moderner Rinderstall gebaut, so daß der alte Stall funktionslos wurde und nur durch die Übertragung in das Freilichtmuseum, die wir 1980 besorgten, vor der Vernichtung gerettet werden konnte. Der gemauerte Stall besitzt Tür- und Fenstergewände aus rotem Marmor und wurde, wie aus dem Baudatum im Rundbogen der zweiten Stalltür hervorgeht, 1866 errichtet. Es ist ein besonderer Glücksfall, daß sich auch der originale »Bau- und Situations-Plan zur Erbauung einer neuen Küh- und Ochsenstallung für Johann Huber am Buchnergut zu Reicherting Nr. 4 vom 5. März 1866« erhalten hat. Am bemerkenswertesten an diesem Stallscheunengebäude ist die Wölbung der Stalldecken in der Art der »böhmischen Kappengewölbe«, die als flache Kuppeln zwischen den auf Marmorsäulen abgestützten Gurtbogen in der Stärke eines Ziegelsteins gemauert wurden. Dieses »böhmische Gwölb«, wie es in der Mundart bezeichnet wird, wurde früher ohne Schalungsgerüst aus freier Hand gewölbt, wobei nur zwei Lehrbögen diagonal aufgestellt waren, und verdrängte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf den Höfen wohlhabender Bauern sehr rasch die alten hölzernen Stalldecken. In einigen Gewölbekappen sind quadratische Heuabwurflöcher ausgespart. Wir haben zwei Gewölbe mit den originalen, bei der Abtragung geborgenen Gurt- und Kappenziegeln nachgebaut und unverputzt gelassen, um die Struktur der alten Gewölbe zu zeigen. Die mit neuen Ziegeln gemauerten Gewölbe wurden in alter Art verputzt. Die originalen Marmorbarren waren nur noch im Ochsenstall vorhanden. Ochsen- und Rinderstall bieten in ihrer Raumwirkung ein besonders schönes Beispiel für das Formgefühl und die Werkstoffbeherrschung der alten ländlichen Maurermeister und zeigen in ihrer Ausstattung eine Wohlhabenheit, wie sie zum Knotzingerhaus paßt. Über dem Stall liegt der Heubergeraum, dessen Ständerbau breiter als der Mauerbau des Erdgeschosses ist, so daß an der äußeren Längsseite des Stalles eine »Unterfahrt« entstand, in der die Erntewagen regensicher stehen und in den Heuboden entladen werden können. Die Hochfirstsäulen des Dachgerüstes wurden im Bereiche des Rinderstalles verkürzt, so daß sie nicht auf den böhmischen Gewölben, sondern auf den verstärkten Bundträmen aufsitzen, wodurch der Bergeraum säulenfrei und die Heueinbringung erleichtert wurde. Das Pfettendach der Stallscheune ist mit Legschindeln eingedeckt und besitzt an den Giebelseiten nur einen knappen Dachsaum ohne Vordach. An der dem Hof zugekehrten Längsseite des Stallgebäudes ist ein auf der Flugpfette aufruhendes Vordach aus gebildet, unter dem sich ein Gang befindet, der über eine Außenstiege vom Hofplatz aus betreten werden kann. Auch über diesen Gang kann Erntegut in den Bergeraum eingelagert werden.

9 Bundwerkstadel

Lesedauer: ca. 6 Min.

Der Bundwerkstadel dient als Bergeraum für das ungedroschene Getreide und liegt, wie allgemein üblich, an der dem Wohnhaus gegenüberliegenden Seite des Hofplatzes. Unser Bundwerkstadel stammt vom Riedergut aus dem etwa 5 km nördlich der Salzburger Landesgrenze gelegenen Weiler Aich in der oberösterreichischen Gemeinde Feldkirchen, da die auf Salzburger Boden in den Gemeinden Lamprechtshausen und St. Georgen um 1960 noch vorhandenen Bundwerkstadel seit dem Aufkommen der Mähdrescher funktionslos und leider abgerissen wurden. Auch der Stadel aus Aich wies zum Zeitpunkt der Erwerbung, 1977, bereits schwere Schäden auf, so daß zum Wiederaufbau, 1983, zwar die Säulen und Riegel noch verwendet werden konnten, das gitterförmige Bundwerk auf den Traufseiten jedoch aus neuem, mit dem Breitbeil behackten Holz eingezimmert werden mußte. Der Bundwerkstadel ist ein fünfjochiger Ständerbau mit sechs Gebinden zu je fünf Säulen, die auf Lagersteinen aufsitzen und die First-, Mittel- und Fußpfetten tragen. Die Säulen sind in jedem Gebinde durch vier horizontale Rähme und an den Traufseiten durch drei horizontale Riegel verbunden. So entstehen an jeder Traufseite – einschließlich der Felder über den zweiflügeligen Tenntoren – 13 Felder, die von der Handwerkerpartie des Freilichtmuseums originalgetreu und mustergültig mit dem außen sichtbaren gitterförmigen Bundwerk verzimmert wurden. Anders als beim Bundwerk des Rupertiwinkels, dessen waagrechte Riegel nur geringe Abstände haben, liegen hier die mittleren Riegel 2 m auseinander, so daß lange Schrägstreben durch zwei, ja sogar drei Gefache laufen, wobei die Überblattungen einmal außen, einmal innen sitzen. Das Bundwerk wirkt dadurch geradezu »gestrickt« und ist sicher älter als die Bundwerke des Rupertiwinkels.

Das rautenförmige Gitterwerk wird an den Überblattungsstellen von Eichenholznägeln zusammengehalten, in deren Köpfe Löcher gebohrt sind, so daß sie neben ihrer statischen auch eine wesentliche Schmuck- und Zierfunktion haben – wiederum ein Beweis, daß Zweckmäßigkeit früher stets mit Schönheit verbunden war. Das Bundwerk trägt an der Innenseite eine stehende Schalung aus gehobelten Läden. Die Giebelseiten sind außen mit einem Ladenmantel verkleidet. Das flachgeneigte Pfettendach ist mit Legschindeln gedeckt und besitzt 23 Rafenpaare, die in jeder Dachfläche mit gekreuzten Windrispen verhängt sind. Der Windverband wird durch Kopfbänder und Streben zwischen den Säulen und Pfetten noch unterstützt. Die Flugpfetten liegen auf Konsolen, die von ausgeschweiften Streben gehalten werden. Die schlichten zweiflügeligen Brettertore sind mit handgeschmiedeten Eisenbändern beschlagen. Die von Tor zu Tor führende Quertenne dient als Dreschplatz, von dem aus das ausgedroschene Getreide vor der Reinigung durch die Putzmühle im blockgezimmerten Tennkasten gelagert wird. In die Mittelsäulen sind beiderseits der Tenne feststehende Leitern eingezimmert, auf denen man die hohen Erntestapel erklettern kann.

lngesamt zeigt der Bundwerkstadel, wie sich aus einem zweckbedingten Baugefüge und einer handwerklich hervorragenden Werkstoffbeherrschung im Grenzraum zwischen dem nördlichen Flachgau, dem südlichen lnnviertel und dem ostbayerischen, ehemals salzburgischen Rupertiwinkel auch für den Scheunenbau eine zeitlos schöne Baugestalt entwickeln konnte, die im süddeutsch-österreichischen Raum kein Gegenstück besitzt, sondern erst in den prachtvollen Fachwerkgiebeln der nordwestdeutschen Hallenhäuser eine konstruktive Entsprechung findet. Leider ist unser Bundwerkstadel nicht datiert. Er dürfte aber aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts stammen und entspricht im Baualter, im Ausmaß und in seiner handwerklichen Qualität hervorragend dem großen Knotzingerhaus, zu dessen Blockbau er einen reizvollen Gegensatz bildet.

10 Brunnbauernkapelle

Lesedauer: ca. 4 Min.

Die Brunnbauernkapelle stammt aus Schwerting bei Lamprechtshausen und gehörte zum Brunnbauerngütl, aus dessen Bestand wir sie 1983 erwerben und ins Freilichtmuseum übertragen konnten, da sie einem Abwasserkanal weichen mußte. Diese Übertragung ist bereits ihre zweite Ortsveränderung, denn ursprünglich stand die Kapelle im Weiler Roding, Gemeinde St. Georgen. Die Kapelle besitzt über dem Altarraum einen Glockenturm mit zwei Glocken, die an den Besuchstagen des Museums jeweils um 12 Uhr und um 16.30 Uhr, eine halbe Stunde vor Schließung des Museums, geläutet werden. Das Baugefüge ist ein Ständerbau, dessen Bretterverschalung außen verschindelt und innen verputzt ist. Der Altarraum ist vom Betraum durch ein gußeisernes Gitter getrennt. Die Ausmalung entspricht in Farben und Mustern dem Originalbefund. Die Kapelle war 1899 von dem Brunnhäuslbauern Franz Winter, einem gelernten Zimmermann und handwerklich überaus geschickten bäuerlichen Freikünstler, erworben, von Roding nach Schwerting übertragen und von ihm und seinen Nachkommen so eingerichtet worden, wie sich sich heute darbietet. Die Stifter der Kapelle sind auf einer Holztafel über der Eingangstür mit folgender Inschrift verewigt: »Gegenwärtige Kapelle dankt seinen Bestand den Ehleuten Winter, den Ehleuten Paischer von Roding, der Aloisia Ettenhuber, Theres Huber u. Babete Bauer von Rosenheim, den Hochwürden Hr. Abt Friedrich, Dechant Zeil, Pfarrer Lienbacher, Florian und Cathrina Salzlechner, Franz und Cathrina Maier, und vieler Wohlthäter. 0 Königin vom Himel bitt für uns.«

Die Kapelle bildete den religiösen Mittelpunkt des Weilers Schwerting. Mit der großen Zahl volkstümlicher Heiligenbilder, Votivgaben und Wallfahrtsandenken, die den Altar und zusätzlich zu den Kreuzwegstationen die Wände schmücken, ist sie ein großartiges Beispiel der Volksreligiosität. In ihr versammelten sich die Schwertinger Bauern nicht nur alljährlich zu den Maiandachten, die dreimal wöchentlich gehalten wurden, sondern auch zum Seelenrosenkranz für verstorbene Einwohner des Weilers und vor allem auch zum österlichen Felderabbeten jeweils am Ostersonntag um 4 Uhr früh. Vorbeter war der alte Brunnhäuslbauer, dem die Schwertinger wegen seiner Religiosität den Beinamen »Bischof von Schwerting« zulegten. Im Freilichtmuseum steht die Kapelle inmitten der Flachgauer Baugruppe. Mit dem Hohen Staufen im Hintergrund bietet sie nunmehr einen besonders schönen Anblick.

11 Bauernpeterhaus

Lesedauer: ca. 4 Min.

Das Bauernpeterhaus gehörte zu dem aus Wohnhaus, Stallscheune, Getreidekasten und Brechelbad bestehenden Bauernpetergut im Weiler Waidach bei Nußdorf am Haunsberg, das im Grundbuch auch »Wimgut« genannt ist. Die Abtragung des Hauses erfolgte 1977, der Wiederaufbau 1984. Das zur Gänze im Blockbau gezimmerte Wohnhaus ist insofern bemerkenswert, als es erstens einen Querflur, zweitens eine originale offene Feuerstelle in der Küche und drittens einen Keller mit Tonnengewölbe und Stichkappen besitzt. Querflurhäuser werden meist in Hanglagen errichtet, stehen firstparallel zur Höhenschichtlinie und erlauben es, den Hausflur – der hier wiederum »Fletz« heißt – von der Bergseite her zu ebener Erde zu betreten, während an der Talseite in der Höhe des Fundamentsockels mehrere Stufen zur Haustür empor führen. Der schmale Querflur ist mit Marmorplatten gepflastert und erschließt ein zweiraumtiefes Haus, dessen Raumeinheiten an beiden Flurseiten jeweils aus Stube und Küche bestehen, wovon eine Raumeinheit als Altenteil bestimmt war. Im Obergeschoß liegen beiderseits des »Fletzbodens« die unbeheizten Schlafkammern, im Dachgeschoß der infolge des hohen Kniestockes geräumige Schüttboden. Das flachgeneigte Legschindeldach ist wiederum ein Schußbodendach in der Ausführung, die wir vom Hiertlhaus (6/22), schon kennen. Die Köpfe der Flugpfetten, der auf hohen Blockkonsolen liegenden Fußpfetten, der Mittelpfetten und des Hochfirstes sind reich gekehlt und profiliert. Der im südlichen Giebeldreieck über die gesamte Hausbreite führende »Oberhausgang« besitzt im Mittelstück der Brüstung gedrechselte Stäbe, in den Zwickeln verschalte Taubenkobel. Der kurze Fletzbodengang über der Haustür ist verbrettert. Die Gangbrüstungen, Windläden, Hirnholzbrettchen, Blendrahmen um Fenster und Türen zeigen die Zierformen des ausgehenden 18. Jahrhunderts, aus dem das undatierte Haus stammen dürfte. Die Vergrößerung der Fensteröffnungen im Erdgeschoß erfolgte vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der mit Wangen versehene offene Herd in der Küche wurde noch bis zum Zweiten Weltkrieg benützt. Die schliefbaren Kamine besitzen über Dach Kaminköpfe in einer für den Flachgau typischen Gestaltung. Aus der Küche führt durch eine Falltür eine steile Treppe in den Keller, dessen Wände aus bodenständigem Flyschmauerwerk bestehen, während das Tonnengewölbe und die Stichkappen aus Ziegeln gemauert sind. Belüftet wird der Keller durch einen schrägen Schacht, der durch das Fundament der nördlichen Giebelwand ins Freie führt.

12 Bauernpeterkasten

Lesedauer: ca. 1 ½ Min.

Der Getreidekasten des Bauernpeterhauses ist im Freilichtmuseum in der gleichen Lage und Entfernung vom Wohnhaus errichtet, in der er sich vor der Abtragung an seinem ursprünglichen Standort in Waidach bei Nußdorf befand. Der zweigeschossige Blockbau ist im Schließschrot gezimmert und hauskundlich deswegen interessant, weil er den Übergang vom freistehenden Kasten zum Einbau in eine Hütte zeigt, die später als »Wagenhütte« den gesamten Kasten umgibt, wie wir dies von der Breitbauernhütte (4/22), schon kennen. Der Blockbau des Kastens besitzt die übliche breite Grundschwelle aus Eichenholz, die ebenso wie die Säulen des angebauten Ständergefüges auf Lagersteinen aufruht. Das Dach war zum Zeitpunkt der Abtragung 1976 als steiles Satteldach ausgebildet. Aus den Verwitterungsspuren in der Giebelschalung, dem Befund an benachbarten Gebäuden in Waidach und den Angaben örtlicher Gewährsleute ließ sich jedoch der Schluß ziehen, daß diese Dachaufsteilung erst 1927 vorgenommen wurde, als der über eine Außentreppe erreichbare obere Speicherraum in eine Knechtkammer umgewandelt wurde. Wir haben daher den Altzustand mit dem flachgeneigten Legschindeldach wieder hergestellt.

13 Rauchhaus Eder

Lesedauer: ca. 9 Min.

Das Rauchhaus stammt aus Helming in der Gemeinde Köstendorf und trug den Hausnamen Ederbauer. Außer dem in der Gemeinde Hof in situ stehenden Rauchhaus Mühlgrub war es das einzige noch in seiner ursprünglichen Form erhalten gebliebene Rauchhaus des Flachgaues. Ich habe mich daher entschlossen, das Haus trotz seines schlechten Bauzustandes ins Freilichtmuseum zu übertragen und wieder aufzubauen.

Die wissenschaftliche und kulturgeschichtliche Bedeutung des Rauchhauses liegt darin, daß es die Grundform des Flachgauer Mittertenneinhofes in seinem wohl noch mittelalterlichen Zustand zeigt. Aus dieser gewissermaßen archaischen Urform, die uns im waagrecht geschichteten Blockbau des Wohnteils und im lotrecht gestellten Ständerbau des Stallteiles ungemein anschaulich entgegen tritt, sind alle Flachgauer Einhöfe entstanden. Grabungen, die der Archäologe Dr. Fritz Moosleitner auf meine Bitte nach der Abtragung des Hauses in Helming durchgeführt hat, ergaben im Bereiche des Wohnteiles mit Steinen ummantelte Pfostenlöcher, die auf einen frühmittelalterlichen Pfostenbau, eine Vorform des Ständerbaues, schließen lassen, in den der Blockbauwürfel des Wohnteiles einfach hineingesetzt wurde. Die Firstsäulen mußten dadurch verkürzt und auf die Blockwand gestellt werden, die Firstsäulen im Stallteil blieben aber in voller Länge vom Erdboden bis zu den Pfetten erhalten. Die senkrechte Bretterschalung im Giebeldreieck des Wohnteiles ist eigentlich der Rest des alten senkrechten Ladenmantels, der zur Zeit des Pfostenbaues den ganzen Wohnteil so ummantelte, wie er dies beim Stallteil noch tut. Die auch von Adalbert Klaar vertretene Ansicht des großen deutschen Hausforschers Bruno Schier über die Entstehung der oberdeutschen Einhofformen erhält durch diesen Befund neue Nahrung. Das Rauchhaus trägt ein legschindelgedecktes Pfettendach ohne Flugpfetten, dessen Hochfirst die Jahreszahl 1723 zeigt, die jedoch über das tatsächliche Alter des Hauses nichts aussagt, da dieser Hochfirst erst sekundär nach einer damals offenbar vorgenommenen Erhöhung der Giebelblockwand um einen Balken aufgesetzt wurde. Der alte Schlußbalken mit den Ausnehmungen für die Anblattung der Fußbänder zur Firstsäule ist darunter noch zu sehen. Bemerkenswert ist die wohl ebenfalls sekundär in die Blockwand eingesetzte Grundschwelle aus Eichenholz, die an der Traufseite 70 cm hoch ist. In der rechten Hälfte des Wohnteils wurden die auf der Erde aufliegenden verfaulten Blockbalken später offenbar durch ein Natursteinfundament ersetzt. Die Fenster sind aus je zwei übereinander liegenden Balken der Blockwand im Ausmaß 28X28 cm ausgehackt bzw. ausgeschnitten und liegen gestaffelt übereinander, um das Blockwandgefüge nicht allzusehr zu schwächen und um dem Sonnen- bzw. Tageslicht verschiedene Einfallswinkel in die sonst finstere Stube zu gewähren. Der einraumtiefe Wohnteil ist als giebelseitig aufgeschlossenes Mittelflurhaus anzusprechen. Durch die Haustür betritt man den Flur, der als Kernraum des Hauses einfach »Haus« genannt wird, in dessen linker Ecke sich der offene Herd befindet. Im Herdbereich ist die Blockwand durch Mauerwerk ersetzt und über dem Herd befindet sich ein aus Haselruten geflochtener mit Lehm beschlagener Feuerhut, der die Funken des Herdfeuers abfängt. Der »kalte Rauch« dieser Flurküche zieht dann völlig frei durch den Herdraum in das Dach bzw. durch ein Rauchfenster oberhalb der Haustür ins Freie ab. Das Wesen des Rauchhauses besteht darin, daß es keinen Schornstein besitzt und daß man den ins Dach abziehenden Rauch zur Nachtrocknung der Getreidegarben benutzte, die zu diesem Zweck aus den im Obergeschoß beiderseits des Herdraums liegenden »Dillen« auf eine über dem Haus befindliche Bretterbühne, den sogenannten »Hochboden« gebracht wurden, wo sie mehrere Tage im Rauch verblieben. Diese Rauchbeizung hatte ein »resches Körndl« zur Folge, das sich gut vermahlen ließ und ein sehr backfähiges Mehl ergab. Natürlich wurde der Rauch auch zum Selchen von Fleisch verwendet, das auf den Stangen unterhalb des Rauchbodens hing. Vom Feuertisch des offenen Herdes führen zwei Einheizöffnungen in die Stube, durch die der Backofen und der daneben liegende kleine Stubenofen beheizt wurden. Mit der Blockwand verzimmerte Wandbänke, ein Tisch, ein Kastenbett bilden das Mobiliar der Stube, deren Fensteröffnungen durch verschiebbare quadratische Brettchen verschlossen werden. Auf der anderen Seite des »Hauses« liegt ein Vorratsraum, der keine Feuerstätte besitzt und wohl auch als Schlafraum benützt wurde, bevor die über der Stube befindliche Kammer diese Funktion übernahm. Diese Kammer und damit das Obergeschoß des Hauses ist nur von der rauchfreien Stube aus über die »Kammerstiege« zugänglich. Erst später, als sich von der Mitte des 17. Jahrhunderts an der schliefbare Kamin durchsetzte und damit das Vorhaus zur rauchfreien Flurküche machte, begann man, die Stiege in den Flur zu verlegen und einen Teil des Herdraumes mit einem Boden (»Böml«) oder »Söller« zu überdecken. Die Stubenkammer unseres Rauchhauses besitzt keine Decke, dafür aber eine breite Einwurföffnung für Getreidegarben von der Tenne her, so daß es ungewiß ist, ob sie als Schlafkammer oder einfach als »Dille« oder für beide Zwecke verwendet wurde.

Vom Herdraum gelangt man durch eine Brettertür in die beiderseits mit einflügeligen Toren versehene Quertenne, die einen aus langen Balken verdübelten Tennboden besitzt, der beim Dreschen durch eine niedrige Bretterwand vom Stall getrennt war. Der Stall war ursprünglich als offener Umlaufstall von der Tenne und von der »Osen«, der Stätte erdlastiger Futterbergung, nur abgeschrankt. Erst viel später wurde er als eigener Blockbauwürfel hinter das tennseitige Säulengebinde gezimmert, blieb aber zunächst nur durch die Tenntore zugänglich und erhielt erst nach der Aufgabe des Dauermiststalles eine zum Misthaufen führende eigene Stalltür und weitere Öffnungen, die für die tägliche Mistausbringung auf den Misthaufen nötig waren.

Insgesamt hat sich im Rauchhaus eine Altform des den Westgermanen zugeschriebenen Wohn-Stall-Hauses erhalten, die im Mittelalter weiter ausgeformt und schließlich zur Grundform des Flachgauer Einhofes wurde, dessen Hochform wir im Lohnerhaus (3/22), bereits kennengelernt haben.

14 Reiterhausenhütte

Lesedauer: ca. 2 Min.

Die Reiterhausenhütte stammt vom Reiterhausengut in Eugendorf. Wir haben sie 1983 als Beispiel einer Ständerbau-Wagenhütte ins Freilichtmuseum übernommen, die um einen eingeschossigen Blockbau-Getreidekasten herumgebaut ist. Aus dem Baugefüge kann nicht mit Sicherheit abgelesen werden, ob der Kasten und die Hütte bzw. der Blockbau und der Ständerbau in einem Arbeitsgang gleichzeitig errichtet wurden, oder ob der Blockbau später, als der Bedarf an Abstellflächen für Fahrzeuge anstieg, mit einer Hütte überbaut wurde, deren Ständer ebenso wie die Schwellbalken des Kastens auf Fundamentsteine gesetzt sind. Die Innenwände des Getreidekastens sind zum Schutz vor Holzschädlingen und Ungeziefer gekalkt. In der Hütte sind Erntewagen abgestellt, im Oberboden, der auch zur Einlagerung von Getreide vor dem Drusch diente, sind Schlitten, Anbau- und Erntegeräte untergebracht. Die Hütte ist am Vordergiebel verschalt, am Hintergiebel verschindelt. An den Traufseiten besteht der senkrechte Ladenmantel aus Schwartlingen bzw. aus stumpf stoßenden Laden, die mit Holznägeln an die Querriegel des Ständerbaues genagelt sind. Die Hütte, die noch das legschindelgedeckte Flachdach besitzt, dürfte aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stammen. Später wurden die Wagenhütten in der Regel mit steilen, scharschindelgedeckten Schopfdächern versehen.

15 Zischkhäusl

Lesedauer: ca. 4 Min.

Das Viertelhaus des Zischkbauerngutes aus Perwang ist ein Beispiel der bäuerlichen Altersversorgung, die den Hofübergebern seit dem 18. Jahrhundert in zunehmendem Maße in eigens erbauten »Austraghäusern« gereicht wurde. Der im nördlichen Flachgau übliche Ausdruck» Viertelhaus« rührt daher, daß sich die Altbauern bei der Hofübergabe häufig den vierten Teil des Ertrages als Eigenversorgung zurückbehielten und daher ein eigenes Kleinbauernhaus benötigten, in dem sie ein oder zwei Stück Vieh halten und Winterfutter bergen konnten. Ein Viertelhaus ist daher gewissermaßen ein verkleinerter Flachgauer Einhof mit kleinem Wohnteil, Tenne und Wirtschaftsteil. Der auch im Giebel blockgezimmerte, einraumtiefe Wohnteil enthält im Erdgeschoß neben einer Flurküche mit offenem Herd und schliefbarem Kamin eine kleine Stube mit dem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aufgekommenen Sparherd in der Form des Sesselherdes und eine kleine unheizbare Kammer, im Obergeschoß die Stubenkammer und eine weitere kleine Kammer. Die von einem Unterzug getragene Riemlingdecke der Stube besitzt ein Wärmeloch. Der Wirtschaftsteil ist ein außen verschalter Ständerbau mit durchgehenden Firstsäulen und enthält die Niedertenne mit lehmgestampftem Boden und einem an der Ostseite gelegenen Tenntor, einen kleinen, höchstens für zwei Rinder ausreichenden, blockgezimmerten Stall und daneben die »Osen« für die erdlastige Futterbergung. Das Dach ist ein Pfettendach mit Flugpfetten, dessen Legschindel in der Firstlinie nicht als »Bürste« überdeckt, sondern unter einen »Sattel« eingelegt sind. Im ziegelgepflasterten Vorhaus befindet sich ein in die Erde gegrabenes Kellerloch mit einem Holzdeckel, in dem Vorräte aufbewahrt wurden. Die alte Bretterhaustür wurde um etwa 1880 durch eine neue sechsfeldrig eingestemmte Haustür ersetzt, die früheren kleinen Schubfenster wurden auf das nunmehrige Fensterformat vergrößert. Der ursprüngIich durchlaufende Oberhausgang im Giebeldreieck wurde um die Taubenzwickel verkürzt, so daß nur das Mittelfeld der Brüstung mit kurzen Stäben auf einer Rundbogenkassette erhalten blieb. Trotz dieser »Modernisierung« ist das Zischkviertelhaus, das 1974 erworben und 1979 als erstes Haus im Freilichtmuseum wieder errichtet wurde, auch in den Maßverhältnissen ein gutes Beispiel eines Kleinbauernhauses, das zuletzt allerdings nicht mehr als Austraghaus, sondern als Handwerkerhaus in Verwendung stand.

16 Meindlhütte

Lesedauer: ca. 3 Min.

Die Meindlhütte stammt vom Meindlbauerngut in Trainting, Gemeinde Anthering, wo sie 1981 einem neuen Garagenbau weichen mußte. Sie stellt eine außergewöhnliche Kombination von Wagenhütte und Getreidekasten dar, besitzt ein steiles, mit 1753 datiertes Schopfdach und konnte daher beim Wiederaufbau im Freilichtmuseum 1984 besonders gut den Steildachhäusern der Flachgauer Baugruppe zugeordnet werden, wo sie zu dem mit 1799 datierten Mesnerhaus aus Bergheim auch eine funktionell richtige Ergänzung bildet. Die Meindlhütte ist nicht, wie die Breitbauernhütte (4/22), und die Reiterhausenhütte (14/22), um den Blockbau eines Getreidekastens herumgebaut, sondern sie besteht aus einem blockgezimmerten Obergeschoßspeicher, der auf eine Ständerbauhütte aufgesetzt ist. Das gesamte Erdgeschoß steht daher zur Unterbringung von Fahrzeugen zur Verfügung. Der Ständerbau besitzt fünf Gebinde zu je drei, im Nordgiebel vier Säulen, die den Blockbau tragen. An der Südseite ist zwischen dem ersten und zweiten Gebinde die Stiege zum Getreidekasten eingebaut. In die fugendicht im Schließschrot gezimmerten Kastenwände sind die Behälter für die einzelnen Getreidesorten eingesetzt. Die Pfostentür des Getreidekastens besitzt noch das blockartige Riegelschloß. Die Decke des Getreidekastens, zu der ebenfalls eine Stiege empor führt, findet als Dachboden zur Aufbewahrung von Gerätschaften Verwendung. Das steile Schopfdach ist mit Scharschindeln eingedeckt und besitzt keinen Firstbaum, wohl aber einen stehenden Stuhl, der die am oberen Ende verschlitzten Rafen gegen Durchbiegung stützt. Die traufseitige Dachfläche über den Einfahrtstoren wurde später mittels Aufschieblingen weit ausladend vorgezogen, sodaß eine trockene »Unterfahrt« entstand, in der ein beladener Erntewagen regensicher abgestellt werden konnte. Der Ständerbau ist außen mit einem senkrechten Ladenmantel verschalt.

17 Adamstadel

Lesedauer: ca. 4 Min.

Der Adamstadel gehörte einst zum Adamgut im Weiler Wallsberg, Gemeinde Schleedorf, von wo er 1979 ins Freilichtmuseum übertragen wurde. Es handelt sich um einen mächtigen, zweigeschossigen Ständerbau mit steilem Schopfdach, in dessen Erdgeschoß als Blockbauwürfel ein Getreidekasten eingezimmert ist, neben dem sich die Abstellflächen für Fahrzeuge befinden. Dem zur Fahrt in die Kirche benutzten »Rennwagl« ist eine eigene »Rennwaglkammer« vorbehalten. Im ersten Obergeschoß wurde Getreide vor dem Drusch eingelagert, im Dachgeschoß ist eine Firstkammer eingebaut, die als Schüttboden benützt wurde. Der Ständerbau ruht auf einem Sockel aus Flyschmauerwerk, der Getreidekasten auf großen Lagersteinen, damit die Luft auch unter seinem Boden durchstreichen kann. Die Säulen des Ständerbaues stehen in vier Gebinden und sind in die Bundträme mit sorgfältig gearbeiteten Kopfbändern eingeblattet. Die Außenwände des Stadels bestehen aus einer senkrechten Ladenschalung mit Deckleisten. An den Giebelseiten sind je sieben Belüftungsöffnungen ausgeschnitten. Bemerkenswert ist das Dachgefüge. Es besitzt einen liegenden Pfettenstuhl, so daß der Lagerboden und der darüber befindliche Oberboden nicht durch stehende Stuhlsäulen verstellt sind. Die an ihrem oberen Ende mit Schlitzzapfen verbundenen Sparren haben Kehlbalken und sind auf die Fußpfetten aufgeklaut. Sie tragen Anschieblinge, die auf der Torseite nach außen verlängert und von einer auf Streben abgestützten Flugpfette getragen sind, so daß wiederum ein weit ausladendes Vordach mit einer trockenen »Unterfahrt« entsteht. Im Giebeldreieck sind unter dem Schopfwalm Schwellen für einen Außengang verlegt, dessen Brüstung jedoch nicht hergestellt wurde. Das Dach ist mit Scharschindeln gedeckt.

Der Stadel stammt nach einer Bleistiftinschrift an der Rundbogentür der Firstkammer aus dem Jahr 1867. Auf die Stiegentür neben dem Getreidekasten ist mit Bleistift ein Andreaskreuz gezeichnet, in dem ein Mann mit einem Schwert als Türhüter steht. Darüber findet sich die Jahreszahl 1873. Der Stadel wurde damals offenbar deswegen errichtet, weil die Bergeräume im Einhof des Adambauern zur Unterbringung der Getreideernte und der Erntefahrzeuge nicht mehr ausreichten. Verbesserte Düngungsmethoden hatten höhere Ernteerträge zur Folge. Wir sehen an diesem Beispiel, daß betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten auch damals schon zu baulichen Neuerungen führten, die jedoch einschließlich des damals »modernen« Schopfdaches zur Gänze mit heimischen Baustoffen und in guter handwerklicher Tradition bewältigt wurden.

18 Sillbauernhaus

Lesedauer: ca. 7 ½ Min.

Das Sillbauernhaus aus Waidach, Gemeinde Adnet, ist ein besonders schöner Tennengauer Einhof, der 1983 in das Freilichtmuseum übertragen wurde. Das Haus stammt in seinem nunmehr sichtbaren Zustand aus dem Jahr 1862 und ist ein Musterbeispiel für die Ausgestaltung vieler Tennengauer Einhöfe im 19. Jahrhundert. Beim Sillbauernhaus wurde der alte Holzblockbau der Wände damals durch Natursteinmauerwerk ersetzt, wobei das Haus um eine Fensterachse und um einen Hüttenanbau verbreitert wurde, so daß es zu einem für den Tennengau typischen Breitgiebelhaus mit sechs Fensterachsen wurde. Das über die ganze Hausbreite reichende »Hauspflaster« und die Gewände der Haustür und der Fenster sind aus Adneter Marmor, den viele Bauern in eigenen Brüchen gewannen.

Wir betreten das einraumtiefe Haus durch die sternförmig aufgedoppelte Haustür, über der in einem stuckierten Rahmen ein Marienbild mit der Unterschrift »Heilige Maria bitt für uns« gemalt ist, und gelangen in den ebenfalls marmorgepflasterten Hausflur, den Kernraum des Hauses, kurz »Haus« genannt. Im »Haus« ist noch der offene Herd mit dem auf einem Balkenkranz gelagerten schliefbaren Rauchfang und dem marmorumrandeten Feuertisch vorhanden, auf dem der eiserne Dreifuß steht. In der stallseitigen Herdwand ist ein hölzernes »Wandkastl«, unter der in den »Söller« des Obergeschosses führenden Stiege ist eine Anricht eingebaut. Nach rechts betritt man die Stube, in der sich anstelle eines ehemals als Hinterlader vom Herd aus beheizten Kachelofens ein Sparherd in der Form eines »Sesselofens« befindet. Eckbank, Tisch mit Marmorplatte, Tellerrehm und ein Wandkastl bilden die Einrichtung der Wohnstube, deren Decke von zwei mit Brettern verkleideten Unterzügen oder Stubenträmen getragen wird. Im ersten Tram sind neben dem »Namen des Herrn«, IHS, die Anfangsbuchstaben des damaligen Besitzers, MW, und die Jahreszahl 1862, im zweiten Tram neben dem »Frauennamen« Maria die Anfangsbuchstaben der damaligen Besitzerin AD eingeschnitten. Von der Stube gelangt man über zwei Stufen in einen finsteren Raum unter der Tennbrücke und weiter in ein bereits im Stallteil befindliches, als Wohnküche eingerichtetes »Austragstüberl«, das bei der Hauserweiterung 1862 entstanden ist. Vom »Haus« nach links kommt man in den »Gaden«, einen Vorratsraum, von dem fünf Stufen in den Keller führen. Vom Haus nach hinten führt eine Eisentür direkt in den Stall. Im Obergeschoß liegen über dem »Haus« der »Söller«, über der Stube die durch ein »Warmloch« erwärmbare Stubenkammer, in der die Eltern und die Kinder schliefen, über dem Gaden eine Kammer für Dienstboten. Auch auf dem Söller stand zuweilen ein Bett für einen Knecht oder für eine Magd. Vom Söller führt eine Eisentür hinaus auf die Tenne. Der Stallteil tritt im Tennengauer Einhof unmittelbar an den Wohnteil heran. Er war ursprünglich ein Ständerbau und wurde 1862 im Erdgeschoß gemauert, so daß die früher durchgehenden Firstsäulen verkürzt und auf die Stallmauer gestellt werden mußten. Er enthält als Querstall den breiten Futtergang, dahinter die ehemals aus Tannenholzblochen ausgehackten, mit einem »Brustladen« und einem »Senerladen« versehenen Kühbarren, an denen die Rinder mit Ketten angehängt waren. Der Stall war früher ein Dauermiststall, aus dem der Dünger ein- bis zweimal im Jahr ausgebracht wurde. Man verwendete hauptsächlich Nadelholzstreu und mußte mit dem Höherwachsen des Mistpaketes auch den in der Höhe verstellbaren Kühbarren aufwinden, bis die Rinder mit den Hörnern an der Stalldecke anstießen. Der Dauermist wurde dann ausgefahren, nach Aufgabe des Miststalles jedoch täglich durch ein Mistfenster an der Stallrückwand auf die Düngerstätte geworfen.

Über dem Stall liegen die von außen über eine »Tennbrücke« befahrbare und mit einem zweiflügeligen Tenntor verschlossene Tenne und der Heuboden. Vom Heustock wird der tägliche Heu bedarf mit dem » Heumesser« abgestochen und durch eine Abwurföffnung in den Futtergang geworfen. Das Ständerbaugefüge der Stallwand trägt außen einen Schindelmantel. Das Dach ist ein mit Legschindeln gedecktes Pfettendach und besitzt im Giebeldreieck unter dem Hochfirst als Giebelzierde und Abwehrsymbol wiederum den »Katzenfirst«, der als Afterfirst ursprünglich zur Aussteifung des gesamten Firstsäulengefüges bestimmt war. Der Tennengauer Einhof hat sich sicherlich schon in der hochmittelalterlichen Rodungsperiode als eine den Hanglagen der Kalkvoralpen angepaßte Sonderform aus dem Flachgauer Einhof entwickelt.

Der Laufbrunnen vor dem Haus besteht aus der »Brunnensäule« und dem zweigeteilten »Brunnentrog« aus Tannenholz, dessen unterer, kleinerer Teil als Abwaschbecken z. B. für Milchgeschirr dient, während das obere, etwas größere Becken mit stets sauberem Wasser zum Nachspülen benützt wird.

Der Sillbauernhof ist gegen den Wald hin mit einem aus Kalksteinplatten lagerhaft geschichteten »Steinhag« eingefriedet, wie er im Kalkvoralpengebiet des Tennengaues besonders im Einzugsgebiet des Tauglbaches noch heute häufig vorkommt.

19 Kellbauernkasten

Lesedauer: ca. 2 Min.

Der Kellbauernkasten stammt aus dem Jahr 1788 und war bis zu seiner Abtragung 1974 der Getreidekasten des Kellbauerngutes in der Ortschaft Kellau, Gemeinde Kuchl. Nunmehr dient der freistehende, im Schließschrot gezimmerte Speicherbau funktionsgerecht dem Sillbauerngut als Getreidekasten, dem er in der gleichen Lage und Entfernung zugeordnet wurde, in der sich der alte, um 1830 noch freistehende, dann aber mit einer Wagenhütte überbaute und 1966 abgerissene Sillbauernkasten befand. Grundsätzlich gehörte zu jedem Tennengauer Einhof ein freistehender, später vereinzelt mit einer Wagenhütte verbundener Getreidekasten, in dem die ausgedroschene Körnerfrucht von Roggen, Weizen und Hafer, vor allem natürlich das Saatgetreide für den Anbau des nächsten Jahres, aufbewahrt wurde. Der Getreidekasten mußte daher vom Hause so weit entfernt sein, daß er im Brandfall nicht gefährdet war. Man vertraute ihm natürlich auch andere Vorräte, wie Mehl und Fleisch, und wertvolle Gebrauchsgegenstände, wie etwa Pferdegeschirre an. Damit der zweigeschossige Blockbau nicht mit der Bodenfeuchtigkeit in Berührung kommt, lagern seine Schwellen auf großen Unterlagsteinen. Zum Obergeschoß führt eine einfache Außenstiege empor. Das steile mit Scharschindeln eingedeckte Pfettendach ist wohl erst im 19. Jahrhundert an Stelle eines früheren Legschindeldaches ausgebildet worden.

20 Pfarrfeldstadel

Zum Pfarrfeldstadel gibt es im ersten Museumsführer von 1984 noch keinen Text.

21 Getreidetenne

Lesedauer: ca. 3 ½ Min.

Die Getreidetenne des Madlbauerngutes aus Gumping, Gemeinde Lofer, wird in der Mundart »Troadtenn« genannt. Diese Getreidetennen sind, wie der Name schon sagt, Getreidespeicher und Dreschplatz zugleich. Sie kommen nur in der Hauslandschaft des Mitterpinzgauer Einhofes, also im Saalachtal, und nur dort vor, wo wie im Loferer Becken der Getreidebau im 18. und 19. Jahrhundert eine gewisse Intensivierung erfuhr, so daß zusätzlich zu den Getreidebergeräumen in der Stallscheune ein eigenes Gebäude, eben ein »Troadtenn« notwendig wurde. Die gleiche Entwicklung ergab sich im Bereich des Unterländer Einhofes im Umkreis von Kitzbühel und St. Johann in Tirol. Die Getreidetennen waren durch ihre Doppelfunktion – Speicherraum und Dreschplatz – den ehemals auch in diesen Hauslandschaften üblichen freistehenden Getreidekästen überlegen. Unsere Getreidtenne aus Lofer ist ein eingeschossiger Blockbau in Kopfschrotzimmerung, also mit vorstehenden Schrotköpfen, der im Grundriß eine an den Giebelseiten durch breite Lattentore verschIießbare Längstenne zeigt, daneben einen größeren Bergeraum als »Troadkar« zur Lagerung des Getreides vor dem Drusch, und einen kleineren Bergeraum als eigentlichen »Kasten« zur Aufnahme der Körnerfrucht nach dem Drusch. Diese Körnerkammer erhielt später größere Fenster, weil man sie als »Machlkammer«, also als Werkraum für die im Bauernhaus anfallenden handwerklichen Arbeiten benützte.

Angebaut wurden Roggen, Weizen, Hafer und Gerste. Der Schwellenkranz des Blockbaues sitzt auf großen Fundamentsteinen so auf, daß auch unter dem Tennboden die Luft durchstreichen kann. Die Tenntore besitzen hölzerne in Zapfen endigende Torbäume. Der untere Torzapfen dreht sich in einer in die Schwelle eingestemmten lochartigen Vertiefung, der obere Zapfen in einem an die Blockwand gedübelten Holzjoch. An einer Giebel- und einer Längsseite ragen aus der Blockwand Konsolen, die Stangen tragen, auf denen Brennholz oder Schindelholz zum Trocknen aufgeschlichtet wird.

Das Dach ist ein Legschindeldach mit baumwälzig belassenen Pfetten, die nur an den aus der Giebelwand ragenden Enden blockartig behauen sind. An der Traufseite des Daches sind »Trupfläden« angebracht, die die unterste Legschindelschar vor dem Abrutschen sichern und das Dachwasser auch bei starkem Regen verläßlich in die Dachrinne leiten.

22 Mittermühlsäge

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Die Mittermühlsäge gehörte zu der an der Mattig gelegenen Mittermühle in Abern, einem kleinen Dorf in der schon oberösterreichischen Gemeinde Jeging im südlichen lnnviertel. Die Säge besitzt noch das alte, in einem hölzernen Gatterständer auf- und abgleitende Venetianergatter, in dem nur ein Sägeblatt eingespannt ist. Das Sägewerk ist daher ein eindrucksvolles Beispiel einer Bauernsäge, wie sie vielfach noch bis zum Zweiten Weltkrieg auch im Lande Salzburg in Betrieb waren.

Die Säge ist ein Ständerbau aus dem Jahre 1791, dessen hölzerne Ständer im Untergeschoß zu Ende des 19. Jahrhunderts durch ein pfeilartiges Ziegelmauerwerk ersetzt wurden. Wir haben, alten einheimischen Beispielen an der Fischach folgend, anstelle des Ziegelmauerwerkes ein Natursteinmauerwerk aus lagerhaften Flysch- und Kalkplatten aufgeführt.

Das mit Scharschindeln eingedeckte Dach der Säge ist ein beiderseits abgewalmtes gelagertes Schopfdach, dessen Sparrenfüße im Kopfrähm des Ständerbaues aufsitzen und Aufschieblinge tragen, die dem Dachsaum einen sanften Außenschwung verleihen. Der Antrieb der Säge erfolgt wegen der geringen Wasserführung unseres Dachsbichlbaches durch ein oberschlächtiges Wasserrad, das sein Triebwasser aus dem aufgestauten Bach in einem zunächst offenen und dann in einem Fluder geführten Gerinne erhält.

Die Kraftübertragung von der Wasserradwelle zur Kurbelwelle des Gatters geschieht mit Hilfe eines Treibriemens. Im wasserreichen Mattigbach bestand der Antrieb ursprünglich aus einem unterschlächtigen, stoßgetriebenen Wasserrad, einem sogenannten »Waschl«, dessen Drehung ebenfalls mittels eines Treibriemens auf die Kurbelwelle des Gatters übertragen wurde. Der Klotzwagen, hier »Blochwagen« genannt, auf dem die zum Verschnitt bestimmten Bloche dem Gatter zugeführt werden, stammt aus dem Jahr 1884. Er läuft auf Holzrollen und besitzt seitlich eine Lehne, an die der Sägeblock gedrückt wird, und unten eine hölzerne Zahnstange, die durch ein Zahnrad vorgeschoben wird. Das Sägeblatt ist seitlich im Gatter eingespannt und schneidet den Sägeblock in ganzer Länge durch. Die Baumstämme werden von der Längsseite der Säge mit Hilfe einer von Hand aus zu betätigenden Haspel auf den Blochwagen gebracht.

Diese Art des Gatters, des Blochwagens und des Vorschubes ist ein wesentliches Merkmal der Venetianersägen, wie man diese von der alten Schiffahrts- und Handelsmetropole Venedig technisch beeinflußten Sägewerke in den Alpenländern nannte.

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